Duisburg-Bergheim. . Beim CD-Release-Konzert des Vereins Westside ging es im Jugendzentrum Mühle neben der Musik auch darum, Freunde des Punks zu treffen.
Kein CD-Release ohne eine Releaseparty, dachten sich die Verantwortlichen des Vereins Westside, als sie im vergangenen Jahr zu ihrem zehnjährigen Jubiläum eine Sampler-CD mit Punkbands produzierten, die seit den ersten Konzerten des Kollektivs Mitte der Neunziger jemals unter der Flagge von Westside gespielt haben (wir berichteten). Zwar war die Platte schon im Oktober fertig geworden, weil der Verein bisher aber keine Räumlichkeiten für einen gelungenen Konzertabend finden konnte, fand die Releaseparty mit den Bands Defecation Area, 24/7 Fucked Ups und Anastasis erst jetzt statt, und zwar im Jugendzentrum Tempel neben der Mühle in Bergheim.
Kurz vor Sonnenuntergang ist der Vereinsvorsitzende Ingo Fuchsing mit dem bisherigen Verlauf dieses Samstagabends sehr zufrieden. „Es ist angenehm voll, durch das gute Wetter verläuft sich das ein bisschen, sonst wäre es drinnen sehr eng“, befindet er. Die Punkszene in Rheinhausen habe eine lange Tradition, weil sie der Arbeiterklasse entstamme.
Das sieht man auf den ersten Blick: Die meisten anwesenden Punks haben die 40 längst überschritten. „Hier werden alte Freundschaften gepflegt, ein Familientreff mit Altpunks“, sagt Fuchsing sichtlich gut gelaunt. Etwa 50 Menschen tummeln sich im Innern des Jugendzentrums, rund doppelt so viele genießen draußen den lauen Frühlingsabend bei Bier, Bratwurst und Beisammensein. Einer von ihnen ist Sniff, der Schlagzeuger des Rheinhauer Punk-Urgesteins Anastasis, das mittlerweile schon seit 25 Jahren existiert. Er freut sich, heute Abend im Tempel spielen zu können: „Das ist ein schöner Laden, hier waren vier vor zwei Jahren schon mal. Die fördern die Jugendkultur“, sagt er. Auch schätze er seinen alten Wegbegleiter Ingo Fuchsing für sein Engagement in der Szene und ganz besonders das Publikum: „Die Rheinhauser sind treu, die kommen auch nach 20 Jahren noch“, ruft er gegen den aus dem Jugendzentrum dröhnenden Lärm.
Der stammt von 24/7 Fucked Ups, die dort gerade die Hütte zerlegen. Vor Bühne stehen etwa 40 Punks, die aber lieber andächtig lauschen, als wie früher wild zu pogen. Tanja Justinsky und Sandra Tropiano, die eins von 50 Mitgliedern bei Westside ist, haben ihren Spaß: „Der Abend ist supergeil, weil man hier so viele alte Freunde wieder trifft“, sagt Tropiano begeistert. „Punk ist und bleibt man“, ergänzt ihre Freundin.
Spaß - drinnen wie draußen
Nicht jeder trägt einen neun Euro teuren Stempel auf dem Handrücken. Es ist nicht nur die Musik, die viele Menschen angelockt hat, sondern auch die oft umschwärmte Gemeinschaft. „Man muss nicht drinnen sein, um draußen Spaß zu haben“, erklärt Peter Lebkes, Punk-Fan aus Rheinhausen. Ob er wegen der Bands hier sei? „Ne, aber die kennt man als Rheinhauser.“, meint er.
Er genieße jedoch primär den „Altherrenabend“. Mit seinen Freunden von früher und heute...