Duisburg-Homberg/Baerl. . Luftkrieg über Homberg, Teil 2. Neben der Zivilbevölkerung wurden auch Industrieanlagen hart getroffen. Treibstoffwerk Rheinpreußen in Meerbeck häufiger angegriffen als Sachtleben-Werk in Essenberg.

In erster Linie litt die Homberger Zivilbevölkerung ab Sommer 1940 unter den alliierten Bombardierungen, wie im ersten Teil dargestellt. Aber wie in Duisburg und Rheinhausen gerieten auch die Industrieanlagen unter heftigen Beschuss.

Die Angriffe auf das Sachtleben-Betriebsgelände in Essenberg verzeichnet die Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum der Lithopone-Produktion (1953). Am 14. Oktober 1944, morgens um 8.45 Uhr, fallen vier Bomben nahe dem alten Verwaltungsgebäude an der Duisburger Straße, die Gaslieferung für das Werk fällt aus. Am Sachtleben-Kai werden am nächsten Tag um 1.30 Uhr nachts vier Schiffe versenkt, ein Portalkran und Hallen brannten ab. Die größten Schäden auf dem Werksgelände verursacht ein Angriff am 18. Dezember 1944, um sechs Uhr morgens. Drei Luftminen und sechs Sprengbomben explodieren. Der materieller Schaden: rund zwei Millionen Reichsmark. Menschen bleiben zum Glück verschont.

„Ganze Straßenzüge weggefegt“

Kriegswichtiger als Sachtleben waren für die englischen Fliegerverbände das Treibstoffwerk Rheinpreußen in Moers-Meerbeck am Rande Hombergs: Heute befindet sich auf dem Gelände ein Standort des Konzerns Sasol /Ineos Solvents. Dort wurde in den Kriegsjahren aus Steinkohle Flugbenzin produziert. Auf dem Gelände standen riesige Gasometer mit rund 30 000 bis 40 000 Kubikmetern hochexplosivem Gas. Harald Molder und Melanie Patten vom Verein „Zeitzeugenbörse Duisburg“ verzeichnen in ihrer Studie „Target Duisburg“ insgesamt rund 20 Angriffe britischer Mosquito-, Lancaster-und Halifax-Bomber allein auf die Raffinerie, von Juni bis August und von Oktober bis November 1944. Die Produktion ging zeitweise drastisch zurück. Bei den Bombardierungen wurde vor allem die Meerbecker Zechenkolonie in Mitleidenschaft gezogen. Heimatforscher Viktor Waamelink: „Bis 1942/1943 waren schon 50 Prozent der Meerbecker Kolonie zerbombt. Am Kriegsende waren 85 Prozent der Wohnungen in diesem Bereich zerstört und unbewohnbar.“

Die schwersten Luftangriffe auf den Großraum Duisburg , den Kreis Moers und damit auf Homberg und Rheinhausen flogen rund 2500 britische und US-Bomber am 14. und 15. Oktober 1944, innerhalb von 24 Stunden. Das Flächenbombardement verlief in drei Wellen, am 14. 10. ab 8.45 Uhr morgens, dann am 15.10. nachts um ein Uhr, schließlich um drei Uhr morgens. Waamelink berichtet: „Ganze Straßenzüge waren regelrecht weggefegt. Leider sind auch einige Bunker und Schutzräume getroffen worden. Es war ein Inferno.“ In Duisburg waren etwa 2500 Tote zu beklagen, dazu gab es zahlreiche Verletzte und Vermisste. In Homberg starben am 14./15. 10. 1944 etwa 62 Menschen, darunter ganze Familien. Zwei Tage danach wurde im Lutherpark eine große Trauerfeier abgehalten, die Opfer wurden auf dem Ehrenfriedhof an der Friedhofsallee beigesetzt.

Weitere Angriffe:Weitere schwere Angriffe auf Homberg folgten im November 1944 am 1. 11. (fünf Tote), 2. 11. (mehrere Tote), 9.11. (17 Tote, darunter mehrere Zwangsarbeiter), 20. 11. (zehn Tote) und 30.11. (Zahl der Opfer unbekannt), dann im Dezember am 18.12. (15 Tote). Harald Molder und Melanie Patten vom „Verein Zeitzeugenbörse Duisburg“ schreiben in ihrer Studie „Target Duisburg“ über die gesamte Zeit des Luftkriegs: „Bei den 65 Luftangriffen auf Homberg mussten mindestens 235 Menschen, und zwar 224 Deutsche und elf zivile Ausländer ihr Leben lassen.“ Auch auf Baerl, Binsheim und das Binsheimer Feld fielen zahlreiche alliierte Bomben. Dabei wurden vor allem viele Bauernhöfe zerstört und damit unbewohnbar. Hierbei kamen vereinzelt Bewohner zu Tode oder wurden verletzt.

Die schwersten Zwischenfälle: Am 15.12. 1941 schlug eine Bombe in ein Kriegsgefangenenlager in Binsheim ein, sechs französische Soldaten und drei Mitglieder der Wachmannschaft starben. Einem Angriff in der Nacht zum 17. Juni 1944 auf einen Bauernhof fielen fünf Menschen zum Opfer. Sogar der Baerler Busch, wo mehrere Munitionsdepots und ähnliche militärische Einrichtungen versteckt waren, wurde unter Feuer genommen. Noch heute sind dort an einigen Stellen Überreste von Bombenkratern zu sehen.

Nach dem Rückzug deutscher Truppen besetzte und befreite die US-Army im Anschluss an die „Operation Grenade“ am 5. März 1945 neben Rheinhausen auch Homberg, Baerl und Binsheim.