Duisburg-Rheinhausen/Homberg. . Berufskollegs im Duisburger Westen vom Stellenabbau des Landes nicht betroffen. Auf ihnen lasten aber Nachwuchssorgen, wenn Pensionierungen anstehen

Weitestgehend verschont vom Ärger bei nordrhein-westfälischen Berufskollegs bleiben die beiden Fachschulen im Duisburger Westen. Der Streit entzündet sich am Abbau von 500 Lehrerstellen bis zum Jahr 2015. Der Grund: Es wird erwartet, dass künftig weniger Schüler als bisher in sogenannten Ausbildungswarteschleifen festhängen oder ihre Lehre abbrechen. Vom Verband der Berufskolleg-Lehrer in NRW hagelte es heftige Kritik.

Betroffen von dem Einschnitt ist das Willy-Brandt-Berufskolleg in Rheinhausen an der Krefelder Straße nicht. An der Schule arbeiten 70 Lehrer. Schulleiter Dr. Helmut Richter: „Wir sind im Augenblick zu 100 Prozent ausgelastet. Die Situation ändert sich in den nächsten Jahren allerdings durch Pensionierungen.“ Zehn Prozent der Lehrer werden ab 2015 bis 2018 in den Ruhestand gehen. Die Sorge des Schulleiters: „Wir bekommen keinen Nachwuchs, da nur wenige junge Menschen im technischen Bereich studieren.“

Kein Schülerrückgang

Mit der Stellenpolitik habe das Problem nichts zu tun. Dr. Helmut Richter, der selbst Maschinenbau und Physik studiert hat und sich selbst schmunzelnd als „einen ganz schlimmen Techniker“ bezeichnet, hat auch eine Begründung für die geringe Zahl von 5300 Lehramtsstudenten für Berufskollegs in NRW (zum Vergleich: rund 27 000 Studenten für Gymnasien): „Der technische Bereich ist schwer.“

Das Schifferberufskolleg „Rhein“ in Homberg ist nach den Worten des Schulleiters Manfred Wieck von Abbau der Lehrerstellen nicht betroffen, da das Kolleg keine Vollzeitschule sei und von einem Schülerrückgang keine Rede sein könne. Zwischen 440 und 450 Auszubildende lernen am Schifferberufskolleg und „es ist nicht abzusehen, dass es zu einer Abschmelzung dieser Schülerzahl kommt“, erläutert Manfred Wieck. Je 40 Schüler gibt es einen Lehrer. Wenngleich mit 14 Lehrern zwei zuviel an der Schule lehren, ist dies nur ein rein rechnerischer Überhang. Es liegt an der besonderen Konstellation des Unterrichts, dass Manfred Wieck trotz der Überbesetzung von zwei Stellen dringend weitere Lehrer benötigt. Der an der Schule gegebene Spezialunterricht erfordert kleine Gruppen. Manfred Wieck nennt Beispiele: „Am Simulator gibt es acht Plätze, in der Maschinenhalle können bis zu 14 Schüler an Motoren arbeiten und in der Küche bis zu zwölf Schüler kochen. Der Rest muss aber auch unterrichtet werden.“

Ein weiteres Problem ist: Selbst wenn Manfred Wieck Lehrer einstellen könnte, er muss sie sich selbst suchen und sie dann auch noch fortbilden. So gibt es keine Lehrer für Binnenschiffer, da es die Fachrichtung als Studienfach nicht gibt. Deshalb sind auch die meisten Lehrer Seiteneinsteiger. Zwei Beispiele: Im Januar dieses Jahres stellte Wieck eine Englischlehrerin ein, die sich privat im Katastrophenschutz engagiert und nach einer Fortbildung den Sicherheitsbereich an der Schule abdeckt. Ein anderer Kollege studierte Physik und Chemie und hat einen Doktortitel. Aber: Vor dem Studium machte er eine Binnenschifferausbildung. Manfred Wieck: „Über Seiteneinsteiger werden die gröbsten Löcher gestopft.“