Auch wenn das Wetter momentan mehr Laub statt Schnee umherwirbelt und der Radiosender des Vertrauens noch nicht „Last Christmas“ rauf- und runternudelt – für Anita Terlinden und Peter Kempken ist das kein Grund, nicht bereits am zweiten November-Wochenende auf ihrem Hof den ersten Weihnachtsmarkt des Jahres zu öffnen. Der Kempkenhof in Oestrum ist 2014 bereits zum elften Mal erster Anziehungspunkt für alle, die sich 45 Tage vor dem Fest der Liebe schon mal ein wenig in Weihnachtsstimmung bringen möchten.

Auf dem Gelände tummeln sich an diesem Nachmittag gut 150 Menschen, allesamt bestens bei Laune. „Wir wollten tatsächlich die Ersten sein,“ räumt Terlinden auf den frühen Termin angesprochen ein. „Wenn es auf die Weihnachtszeit zugeht, sind die Leute schnell übersättigt, jetzt genießen sie den Markt richtig.“

Viele Besucher

Die hohe Besucherzahl spreche ebenso dafür. In den Remisen und Scheunen haben sich zahlreiche Händler eingerichtet, die ihre Handwerkskunst oder Plätzchen feilbieten. Standgebühr zahlen sie hier keine.

Nicht alle Verkäufer betreiben allerdings ein Gewerbe. Das Kinderheim St. Joseph verkauft an seinem Pavillon selbstgebackene Plätzchen und Liköre. Mit dem Fest der Liebe ist es hier allerdings nicht so weit her, die beiden Brüder Nicolai (11) und Vitali (9) haben sich in der Wolle. Nicolai will zwei Kunden mehr gehabt haben als sein jüngerer Bruder, was der vehement bestreitet. Hilfesuchend drehen sie sich nach ihrer Pädagogin um: „Ich sag dazu nix“, ruft die junge Frau. „Das hält sich die Waage,“ sagt ihre ältere Kollegin schlichtend. Stolz erzählen die beiden Jungs von ihren Freunden und Verwandten, die den Stand des Kinderheims bereits besucht haben, die zwei Monate der Vorbereitung hätten sich in jedem Fall gelohnt.

Überall stehen Menschen mit einer Portion Reibekuchen, Grünkohl mit Würstchen oder auch einer frischen Waffel an den kleinen Stehtischen plaudernd beisammen. Man kennt sich hier.

Den ersten Glühwein des Jahres hat sich Andrea Driske geleistet. „Mit Schuss!“ ergänzt sie. Für sie sei der Markt fußläufig erreichbar, weswegen sie jedes Jahr auf dem Kempkenhof vorbeischaue. „Es ist im Grunde ein großes Nachbarschaftstreffen, man trifft immer auf die gleichen Gesichter,“ sagt sie. „Und man kann hier bereits ein paar Ideen für nette Weihnachtsgeschenke klauen.“ Außerdem sei sie noch auf der Suche „nach etwas Leckerem für zu Hause.“

Die Weihnachtszeit kann nie früh genug beginnen. Finden nicht nur die Supermärkte, sondern auch die Menschen in Oestrum...