Sparclubs sind längst nicht out. In der "Schänke Sittardsberg" horten sogar 160 Stammgäste gemeinsam Geld
„Wer spart, der hat” lautet ein altes Sprichwort. Für 160 Stammgäste der „Schänke Sittardsberg” in Buchholzwird dieser Lehrsatz zwar nicht heute - am Weltspartag -, aber jedes Jahr im November wieder angenehm spürbar. Sie sind Mitglieder von zwei Sparclubs und bekommen am jährlichen Auszahlungstag alle ein schönes Sümmchen in die Hand. „Quasi als Weihnachtsgeld”, sagt Kneipenwirt Dietmar Bethke. „Ich kann davon Geschenke für die ganze Familie kaufen”, berichtet Bernd Meier (Name geändert), der schon seit 25 Jahren Club-Sparer ist. „Notgroschen” nennt sich der größere der beiden Vereine, doch ums Zurücklegen für schlechtere Zeiten geht es den wenigsten Sparfüchsen. „Das Schöne am Clubsparen ist das Gemeinschaftsgefühl. Wenn ich nur sparen wollte, könnte ich das auch woanders tun”, erklärt Meier. Menschen „jeder Couleur” (ab 18 Jahren) sind in der Truppe vertreten, der älteste Mitstreiter zählt 94 Jahre. „Wir haben sogar einen Banker dabei, der sein Geld ja nun wirklich besser anlegen könnte”, erzählt Dietmar Bethke schmunzelnd.
Wie’s genau funktioniert, das Geldhorten in der Gruppe? Der Kneipier erläutert es: „Jedes Mitglied muss wöchentlich sparen, d.h. Geld in sein Fach im Sparkasten werfen, der hier bei uns hängt. Der Mindestsparbetrag beträgt dabei fünf Euro. Und wer das Sparen vergisst, muss 50 Cent Strafe zahlen.” Einmal wöchentlich werde der Sparkasten geleert und der Ertrag zum Geldinstitut gebracht. Damit dabei allesmit rechten Dingen zugeht, wird die Leerung zu zweit vorgenommen - und zusätzlich vom Wirt kontrolliert. „Am Ende des Jahres bekommt jeder das, was er eingezahlt hat, zurück - und dazu einen Verzehrbon. Denn das Strafgeld und die Zinsen auf das Spargeld (etwa 1,5 %) werden addiert, durch die Anzahl der Sparer geteilt und als Verzehrgutschein an alle ausgegeben”, so Bethke.
Konkret über Geldsummen reden will er nicht, um „böse Buben nicht auf dumme Gedanken zu bringen”. Einbre- cher und Diebe hätten aber ohnehin keine Chance, etwas in seiner Gaststätte zu erbeuten. Diese ist nämlich mit verschiedenen Sicherheitssystemen rundum gut gesichert - und der Sparkasten zusätzlich auch noch versichert. „Wirt mit Sparclub-Knete durchgebrannt” - Schlagzeilen wie diese müssen die Sparer in der Schänke nicht befürchten. Nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser” wird fleißig dokumentiert. Bei der wöchentlichen Leerung des Kastens wird in einer Liste notiert, wer wieviel eingezahlt hat. Zusätzlich gibt Bethke die Daten in eine Computertabelle ein, sodass am Jahresende jeder Sparer eine genaue Aufstellung seiner Einzahlungen erhält. Auch beim Geldtransport setzt man auf Nummer sicher.
Drei Personen - und zusätzlich der Wirt - holen das Geld bei der Sparkasse ab und bringen es in die Kneipe. Dort steigt dann das, worauf sich alle Sparer das ganze Jahr über freuen: eine Riesenfete mit Auszahlung, Musik, leckerem Essen, vielen Bierchen und toller Tombola. Sparen ist out? „Stimmt nicht”, hat nicht nur die Bundesbank in einer Studie für 2009 festgestellt. Schänken- Wirt Dietmar Behnke kann das bestätigen: Der Notgroschen- Club startete 1996 mit 40 Leuten, mittlerweile hat er 100. Und: „Aussteiger hat es bisher überhaupt noch nicht gegeben”. Im Gegenteil: Etliche Sparwillige stehen auf einer Warteliste.