Hüttenheim. . „Turm 66“: Nur noch zwei Künstler sind übrig geblieben. Sie arbeiten in der alten Schreinerei auf dem HKM-Gelände. Ausstellung am Wochenende.

„Der Turm ist alt“, antwortet Ernst Radfeld (82) auf die Frage, was es denn Neues gibt bei „Turm 66“. Ganze zwei Mitglieder sind übrig geblieben. Neben Ernst Radfeld ist dies Hans Büning, Gründungsmitglied der Künstlergemeinschaft und ebenfalls über 80. Trotz des fortgeschrittenen Alters haben sie am Wochenende eine Ausstellung auf die Beine gestellt. Zusammen mit Bernd Meyer und Willy Birnbaum zeigte „Turm 66“ Bilder und Installationen in der alten Schreinerei auf dem Gelände von HKM.

Eng mit Mannesmann verbunden

Die alte Schreinerei ist die neue künstlerische Heimat des Turms. Seit zwei Jahren arbeiten Radfeld und Büning hier, nachdem sie ihre Ateliers im Kulturzentrum Mündelheim räumen mussten.

Die Mündelheimer Zeit war die aktivste, mit vielen Ausstellungen und Malkursen. Doch Radfeld ist glücklich, dass er nun die stillgelegte Schreinerei nutzen kann. „Das Licht ist gut, es gibt reichlich Platz, Wasser und Heizung“. Die Künstler haben sich in dem alten Backsteingemäuer häuslich eingerichtet. Bilder, Skizzen, Modelle von Projekten, Staffeleien und Farben liegen und stehen überall herum.

Bernd Meyer kennt das Gebäude noch aus früheren Zeiten. Er wurde hier als Tischler ausgebildet, reparierte Büromöbel und passte Einbauten für die Direktorenzimmer an. „Wir hatten sogar einen Wagner hier und natürlich die Gerüstbauer. Alles in allem fast 80 Leute“, erzählt Meyer, der später ein Kunststudium aufnahm und viele Jahre als Lehrer an der Gesamtschule in Neumühl unterrichtete. Jahrelang betrachtete er sich als Kunstvermittler, jetzt, wo er sich auf seine eigenen Arbeiten konzentriert, nennt er sich Kunst-Ermittler.

Sowohl Radfeld als auch Büning haben eine enge Beziehung zu Mannesmann. Beide arbeiten dort, der eine als Heizer, der andere als Schildermaler. Vor allem Hans Büning nimmt immer wieder Motive aus der Arbeitswelt auf, setzt sie in seinen expressionistisch geprägten Ölbildern von Stahlarbeitern oder in großformatigen Ansichten des Stahlwerks um, wie sie auch in der Hüttenschenke hängen.

Birnbaum musste Firma leiten

Radfeld orientiert sich mehr an den Impressionisten. Die Nähe zu Monet ist auf seinen Seerosen-Bildern nicht zu übersehen.

Bernd Meyer gehörte nie zu Turm 66, er bezeichnet sich als Dauergast dort. Und so taucht auch eines seiner Tusche-Porträts im kreativen Chaos des Ateliers auf.

Willy Birnbaum, „der Neue“, ist auch bereits in den Achtzigern. Als junger Mann hatte er gerade angefangen, an der Folkwang Hochschule zu studieren, als der Vater starb und er den heimischen Anstreicherbetrieb übernehmen musste. Soweit ihm die vier Enkel Zeit dazu lassen, widmet sich Birnbaum im Ruhestand wieder der Malerei. Er konzentriert sich auf Motive aus Duisburg, vor allem auf Landschaften, die er naturnah abbildet.