Großenbaum. .

„Die fest eingebauten Bänke passen optisch natürlich toll in die klare Architektur der Kirche, aber sie sind unglaublich unpraktisch. Wenn wir hier einen Auftritt unseres Chors haben, müssen wir die Holzbänke und Lehnen in den ersten Reihen rausschrauben“, erklärt Wolfgang Beckmann, der stellvertretende Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Großenbaum-Rahm. „Es ist einfach zu wenig Platz. Dafür ist die Akustik in der Kirche hervorragend.“

Eine von 42 Kirchen im Bildband

Wolfgang Beckmann begeht zusammen mit Dr. Andrea Pufke, Leiterin des LVR-Amtes für Denkmanpflege im Rheinland, Pfarrer Hauke Faust und Bildband-Fotograf Jürgen Gregori die Versöhnungskirche an der Lauenburger Allee. Grund für das Zusammentreffen ist die Vorstellung des neuen Bildbands des LVR-Amtes für Denkmalpflege „Moderne Kirchen im Rheinland“. Die Großenbaumer Versöhnungskirche ist eine der dort gezeigten 42 Gotteshäuser, die nach 1945 errichtet wurden und in Wort und Bild in dem Buch beschrieben werden.

Der Innenraum der Versöhnungskirche ist in farbiges Licht eingetaucht, die Wände mit Betonelementen plastisch belebt. Von außen ist die Kirche mit dunklen Natursteinplatten verkleidet. „Die Schieferplatten kommen mittlerweile aus dem Bergischen, aus Italien und aus Brasilien“, nimmt Wolfgang Beckmann die aufkommende Romantik. „Die Instandhaltung ist extrem kostspielig und wenn die Kirche unter Denkmalschutz gestellt wird, kommt ein noch teurer Spaß auf uns zu.“

Und genau das steht der Evangelischen Gemeinde Großenbaum/Rahm jetzt bevor. Das Gutachten zum Denkmalschutz der Versöhnungskirche und des benachbarten Gemeindehauses ist längst erstellt, gestern war der Denkmalschutz Thema in der Bezirksvertretung. „Wir können die Gründe für einen Denkmalschutz alle nachvollziehen“, sagt Beckmann, „aber das heißt nicht, dass wir damit einverstanden sind.“ Es seien nicht nur die Instandhaltungskosten, auch angestrebte Veränderungen seien jetzt nicht mehr möglich, so Beckmann. „Für uns ist es wichtig, dass wir die Kirche als Mehrzweckraum nutzen können. Der Saal im Gemeindehaus ist mit seinen 100 Plätzen für Veranstaltungen viel zu klein. Aber wenn wir die Kirche nicht umgestalten können, heizen wir den Raum von knapp 25 Wohnungen mit je 100 Quadratmetern für etwas mehr als einen Gottesdienst pro Woche.“