Duisburg. . Im Seniorenzentrum an der Wildstraße in Neudorf wurde eine Phantom-Haltestelle eingerichtet. Sie dient als Erinnerungspunkt für Demenzkranke.
„Johanniter-Stift Wildstraße“ steht auf der neuen Haltestelle, die im Garten des Seniorenheims an der Wildstraße aufgebaut wurde. Die Linien 939 und 928 sollen hier vorbeikommen – werden sie aber nicht. Das Schild ist zwar echt und wurde von der Duisburger Verkehrsgesellschaft gespendet, allerdings gehört es zu einer so genannten Phantom-Haltestelle. Es dient Demenzerkrankten mit erhöhtem Bewegungsdrang als Anlaufpunkt. Bisher gibt es solche Haltestellen in drei anderen Duisburger Altenpflege- und Demenz-Einrichtungen. Dort wurden gute Erfahrungen gesammelt.
Keine Abfahrtszeiten angeschlagen
„Wir veräppeln die Leute nicht, sondern können sie besser abholen und auf sie zugehen“, erklärt Claudia Ingenhaag. 54 der 80 Bewohner leiden an einer Demenz, viele von ihnen mit einem so genannten „Hingehdrang“. „Wenn eine ältere Dame beispielsweise jahrelang ein bestimmtes Café besucht hat, bevor sie bei uns eingezogen ist, erinnert sie sich daran und will dort wieder hin“, beschreibt Claudia Ingenhaag. Eine andere Dame, die zu Hause regelmäßig die Treppe putzte, hat diesen Dienst auch im Seniorenheim übernommen.
Verlässt mal wieder ein Bewohner die Anlage, macht sich meist ein Mitarbeiter auf den Weg, um die Bewohner in Neudorf zu suchen und wieder ins Altenheim zu begleiten. „Wir sind ein offenes Haus, bei uns wird niemand eingesperrt“, betont Claudia Ingenhaag. Die Haltestelle sei indes ein Erinnerungspunkt, den die Älteren wiedererkennen. „Wir nehmen sie Ernst, können mit ihnen ins Gespräch kommen, etwa darüber, wo sie denn hinwollen“, erzählt die Expertin. An der Haltestelle könne man eben besser ins Gespräch kommen und ihn motivieren zum Essen zu kommen als auf offener Straße. Abfahrtzeiten wurden allerdings bewusst nicht angeschlagen. Das Warten beruhige und nehme den Demenzpatienten die Rastlosigkeit, die die Krankheit oft mit sich bringe.
„Die Leute werden immer älter, bevor sie zu uns ins Haus kommen“, hat Einrichtungsleiterin Alexandra Karwinski beobachtet. Das sei Folge der Politik, die ambulanten Hilfen eindeutig den Vorzug geben. Dabei könnten fitte Bewohner viel besser an den verschiedenen Angeboten des Sozialen Dienstes teilnehmen. Bei den Johannitern gibt es integrative Freizeitbeschäftigungen. Bewohner mit Demenz, die aber noch gut bei Kräften sind, schieben schon mal einen körperlich gebrechlicheren Bewohner.
Die Mitarbeiter des Johanniter-Stifts sind nun gespannt, wie das Angebot von den Bewohnern angenommen wird.