Duisburg. . Ein Hof in Mündelheim hält die Tiere, um Kindern Kontakt und Wanderungen mit ihnen anzubieten. Seit einem Jahr gibt es das Projekt. Der bisherige Erfolg bestätigt die Initiatorinnen.
Wer denkt, dass Lamas nur spucken können, der irrt gewaltig. „Lamas sind die Delfine der Weide“, sagt Claudia Heinen, Betreiberin des Lamastalls und eines sozialen Projektes, das kranke und benachteilige Kinder unterstützt. Am Wochenende feierte der Lamahof in Mündelheim sein einjähriges Bestehen. WAZ-Mitarbeiterin Julia Schindler sprach mit Claudia Heinen über neue Projekte, fehlende Akzeptanz und übertroffene Erwartungen.
Rund ein Jahr ist vergangen, seitdem die vier Lamas nach Mündelheim auf ihren Hof gekommen sind. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Claudia Heinen: Meine Erwartungen wurden sogar noch weit übertroffen. Unsere Projekte, wie zum Beispiel die regelmäßigen Lama-Wanderungen oder unser geschenkter Tag, an dem wir hier auf dem Hof kostenfrei kranke Kinder betreuen, wurden bisher sehr gut angenommen.
Wie werden solche Projekte finanziert?
Wir vergeben Patenschaften für unsere Tiere. Außerdem nehmen wir Geld durch unsere kostenpflichtigen Veranstaltungen ein. Es gibt aber auch viele unterstützende Hände, die uns durch viele Kleinigkeiten weiter bringen. Sei es der Bau einer Sitzgarnitur oder die Restaurierung des Eingangstores. Diese helfenden Hände sind Gold wert für unser Projekt. Und ich finde es erstaunlich, dass es noch Leute gibt, die ohne Wenn und Aber mit anpacken.
Sie planen für die Zukunft ein neues Projekt, vor allem für Kinder im Rollstuhl. Was genau verbirgt sich dahinter?
Es soll in Zukunft eine Art Stammtisch bei uns auf dem Hof geben. Wir wollen die Inklusion fördern. Nicht behinderte Kinder sollen mit behinderten Kindern und den Lamas zusammenkommen und sich regelmäßig treffen. Wir würden uns freuen, wenn sich dafür noch Kinder im Alter zwischen 10 und 15 Jahren melden würden, die Lust haben, sich an diesem Projekt zu beteiligen.
Regelmäßige Treffen mit Lamas: Das klingt etwas ungewöhnlich. Wenn man an Tier-Therapien denkt, fallen einem meist Delfine und Pferde ein. Was bewirkt ein Lama bei behinderten Kindern und warum ist es für die Arbeit mit Kindern gut geeignet?
Lamas haben ein ruhiges und freundliches Wesen. Sie sind sehr ausgeglichen und neugierig. Sie kommen auf die Kinder zu. Dennoch sind die Tiere sehr schreckhaft und aufmerksam. Von dieser Eigenschaft lernen vor allem unruhige Kinder etwas: Nur wenn sie sich nicht hektisch verhalten, kommt es zum Kontakt mit dem Tier. Und wenn diese Kinder das Lama dann streicheln und füttern können, ist das ein tolles Erlebnis für sie.
Und wie ist die Reaktion der Passanten, wenn sie bei einer Lama-Wanderung auf die Tiere treffen? Ein Spaziergang mit einem Lama an der Hand ist ja nichts Alltägliches?
Hier in Mündelheim sind wir ja schon bekannt. Aber wenn wir mal eine Brücke passieren, kommt es oft vor, dass die Autofahrer stehen bleiben und erstmal Fotos schießen. Ein Lama an der Hand zu haben – das ist schon etwas anderes als ein Hund. Das bekommt man nicht alle Tage zu sehen.
Und die Mündelheimer? Was sagen die zu ihrem Projekt?
Viele Menschen in der Umgebung finden unsere Ideen und Visionen einfach verrückt. Oft fehlen die Akzeptanz und wahrscheinlich der Glaube an unser Projekt. Aber wie man so schön sagt: Manche Dinge erfordern eben ungewöhnliche Wege.
Zwei Frauen haben den Lamahof übernommen
Lamas als Haustiere sind in unserer Region recht unüblich, aber Claudia Heinen erzählt, dass ihr eigentlicher Lebenstraum auch alles andere als gewöhnlich sei: „Eigentlich wollte ich immer einen blauen Bauwagen, wie den von Peter Lustig, mit Schafen und Ziegen. Nun sind’s halt Lamas geworden.“
Zu Lilly, Mila, Camillo und Kleiner Onkel, so die Namen der vier Lamas, sind die zwei Frauen eher durch Zufall gekommen. „Als die vorherige Besitzerin umgezogen ist, hatten wir uns entschlossen, den Hof zu übernehmen. Wir hatten uns irgendwie in die Tiere verliebt“, sagt Vera Fraczewski. Das Duo bietet auf dem Hof „Lamamia“ auch Therapieprojekte für kranke und behinderte Kinder. Auf diesem Gebiet sind sie bereits erfahren. Beide arbeiten seit Jahren ehrenamtlich mit kranken und behinderten Kindern und Erwachsenen. Deswegen sind sie bestrebt diese Arbeit auch mithilfe der Lamas fortzuführen.
Als sie das erste Mal in die großen Augen der Tiere blickten, wussten die Freundinnen sofort: Die Lamas sind perfekte Therapietiere. Und bis jetzt lagen sie mit der Vermutung goldrichtig. Ihr Traum ist es, ihre Projekte auszubauen. Vielleicht sogar mit einem fünften Lama.
Infos und Kontakt: Claudia Heinen, 0203 / 60 88 678. Der nächste Termin für eine Lama-Schnupper-Wanderung ist Sonntag, 28. September, ab 12 Uhr. Anmeldungen dazu im Internet auf der Seite www.lama-mia-duisburg.de