Huckingen. Als die Hahnschen Werke in Großenbaum um 1906 rund 2000 Beschäftigte erreichen, häufen sich Unfälle derart, dass es nicht mehr geht, sie mit Pferd und Wagen entweder in Krankenhäuser nach Duisburg oder Ratingen zu bringen. Die kleine Gemeinde Huckingen benötigt ein eigenes Krankenhaus. Vor 100 Jahren wird es eröffnet.
Auf 100-jähriges Bestehen blickt das Malteser-Krankenhaus St. Anna in diesem Jahr zurück. Allein Planung und Bau des Krankenhauses ziehen sich ab dem Jahr 1906 über acht Jahre hin.
Den Anlass dazu geben die Hahnschen Werke in Großenbaum, das damals zur Gemeinde Huckingen zählt. Durch Arbeitsunfälle mehren sich Verletzungen unter den rund 2000 Beschäftigten. Sie aber können bis dahin nur in Krankenhäusern in Ratingen oder Duisburg behandelt werden. Den Transport überleben viele Verletzte nicht.
Unstrittig ist zwar ist die Notwendigkeit, ein Krankenhaus zu bauen, nicht aber, wer es bauen, finanzieren und wo es entstehen sollte. Die kleine Gemeinde Huckingen, die damals zur Bürgermeisterei Angermund gehört, sieht sich dazu nicht in der Lage. Ihre Finanzen werden schon mit Schul- und Straßenbauten stark beansprucht. Die Bürgermeister, anfangs Carl Baasel und dann Karl Beck, setzen das Projekt aber trotz aller Widrigkeiten durch.
Baukosten schießen in die Höhe
Sie finden im damals wie heute größten Grundbesitzer der Umgebung, dem Grafen von Spee, seinerzeit Mitglied des preußischen Herrenhauses, einen Spender des passenden Grundstücks. Der Bau ist zunächst an der Buscher Straße geplant, dann an der Remberger Straße, genau zwischen den Hahnschen Werken und dem im Aufbau befindlichen zweiten großen Werk, dem Blechwalzwerk von Schulz und Knaudt in Huckingen. 15 000 Quadratmeter Land stellt der Graf dort zur Verfügung. Der Staat Preußen und die Industrie gewähren ebenso Mittel für den Bau.
Auch damals schon explodieren die Kosten. Anfangs wird mit 25 Betten und 65 000 Mark gerechnet. Am Ende wird für 100 Patienten ein großer Gebäudetrakt für 500 000 Mark errichtet - mit OP-Räumen und Röntgen-Abteilung.
Niedergelassene Ärzte befürchten Konkurrenz
Für den Betrieb der Klinik gewinnt man die Schwestern vom Orden der Cellitinnen in Köln, die seit 1909 von der Düsseldorfer Landstraße aus ambulante Krankenbetreuung besorgen. Schließlich gilt es, Bedenken der drei niedergelassenen Ärzte auszuräumen, das Krankenhaus könnte ihnen Patienten wegnehmen. Ursprünglich sollen sie nebenbei im Krankenhaus praktizieren. Dann wird dem Haus aber doch eigenes Arztpersonal zugebilligt. Vor Ort macht sich Huckingens Pfarrer Ludgerus Pförting um die Lösung all dieser Konflikte verdient.
Am 6. April 1913 wird der Grundstein gelegt. Am 19. Mai 1914 kann die Einweihung des Krankenhauses gefeiert werden.