Hüttenheim/Huckingen.
Es ist der stattlichste und historisch bedeutendste Adelssitz im Duisburger Süden gewesen. Trotzdem fristet Haus Angerort seit Jahrzehnten ein Schattendasein. Es liegt versteckt in der äußersten nordwestlichen Ecke der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann, ist dort völlig zugewachsen. Zahlreiche bauliche Veränderungen lassen seine frühere Bedeutung nicht mehr erkennen. Heimatforscher Bernd Braun hat schon vor Jahren aufgedeckt, dass es sich dabei um ein frühneuzeitliches Wasserschloss handelt. Und sein Kollege Dietmar Ahlemann referierte jetzt beim vorläufig letzten Vortrag über die Geschichte Huckingens im Steinhof, was er und Braun bislang zusätzlich an Erkenntnissen darüber zusammengetragen haben.
An der Grenze gelegen
„Haus Remberg, Gut Böckum, Gut Kesselsberg“, so Ahlemann, „sie alle waren Sitze des niederen Adels. Haus Angerort dagegen entstand als landesherrlicher Sitz“, für den Hochadel also, das allerdings viel später als die kleinen Rittersitze. Und so liegen die Ursprünge bis heute im Dunkeln. Gleich in der Nähe lag die Wassermühle Haus Medefurth. Sie wird schon 1218 erstmals. Bei Haus Angerort ist das erst 200 Jahre später der Fall.
An der Mündung der Anger in den Rhein gelegen, direkt an der Grenze zwischen den beiden Herzogtümern Berg und Kleve, wird die Burg Anfang des 15. Jahrhunderts als bergische Wasserburg angelegt. Für den Burgherrn wird eigens ein Verwaltungs-Unteramt als Versorgungsgrundlage geschaffen. „Es war ganz klar Ziel, an dieser Stelle eine Grenzbefestigung zu errichten und Zolleinnahmen aus der Rhein-Schifffahrt zu erzielen“, so Dietmar Ahlemann. Die Burg wird einerseits als Gefängnis genutzt, andererseits für hochrangige Treffen der beiden Nachbar-Herzogtümer.
Im 30-jährigen Krieg ab 1618 wird die Burg mehrfach geplündert und schließlich zur Festung ausgebaut. Weil der Herzog sie 1644 nicht mehr mit eigenen Truppen halten kann, lässt er sie sprengen.
Danach wird Haus Angerort nur noch als Landhaus wieder aufgebaut, bleibt noch bis 1778 Adelssitz und wird dann von Bürgerlichen gepachtet. Einige Jahre gehört das Herrenhaus im 19. Jahrhundert einem Ruhrorter Arzt, ehe es ab 1861 mit dem ganzen Umland vom Grafen von Spee aufgekauft und 1907 von ihm an die neue Hütte von Schulz und Knaudt abgegeben wird.
Kurze Zeit nimmt deren erster Direktor, Dr. Carl Canaris, dort seinen Wohnsitz. Es handelte sich übrigens um den Vater des späteren Marine-Admirals Wilhelm Canaris, der seine Kontakte zum Widerstandskreis gegen die Nazis mit dem Leben bezahlen musste.