Das CVJM-Bibelforum besuchte der Präses der Rheinischen Landeskirche, Nikolaus Schneider

Aus Verbundenheit mit seiner Heimatgemeinde Hüttenheim- Huckingen kam der Präses der Rheinischen Landeskirche Nikolaus Schneider zum CVJM-Bibelforum. Mit Claudia Pospieszny sprach er über aktuelle Aufgaben der Kirche und seine religiösen Wurzeln.

Sie kommen zum Bibelforum nach Huckingen. Was verbindet Sie heute noch mit dem Ortsteil?

Schneider: Ich hatte eine tolle Jugendzeit in Ungelsheim. Die Gemeinde und vor allem Jugendarbeit und Menschen waren stark prägend für mich.

Also ist der Gemeindebesuch eine Ausnahme?

Schneider: Ich versuche, einmal im Monat eine Gemeinde zu besuchen und lege viel Wert darauf, möglichst viel über die Arbeit dort zu erfahren, mit dem Pfarrer, dem Pfarrkonvent und den Mitgliedern der Kirchenkreise zu reden. Gerade der Austausch mit den Menschen ist ein großes Privileg in meinem Beruf.

Was sagen Sie Menschen, die mit Sorgen und Nöten in einer Zeit, da vieles nicht mehr sicher ist, zu Ihnen kommen?

Schneider: Das ist unterschiedlich. Durch meine Arbeit in der Gemeinde weiß ich sehr genau um die Sorgen und Nöte. Manchmal gebe ich einen Tipp. Manchmal reicht es auch schon, wenn man einfach nur zuhört und sich Zeit nimmt.

Aber werden die Menschen, die Ihre Zeit beanspruchen, nicht zusehends weniger?

Schneider: Man darf nicht in Panik verfallen, sondern muss sich in diesem Punkt zur Nüchternheit ermahnen. Wir schrumpfen ja nicht, weil die Menschen wegrennen, sondern weil wir als Kirche Anteil haben am Schrumpfen der Bevölkerung; auch im Weniger werden kann man wachsen, wir taufen noch, wir finden Interesse am Glauben. Zudem liegen völlig neue Arbeitsfelder vor uns, z.B. die City-Kirchen- Arbeit und auch der Umgang mit Dementen ist eine völlig neue Erfahrung. Die Menschen werden älter, es gibt weniger Menschen – aber ich freue mich, wie Gemeinden das annehmen und etwas daraus machen. Das ist Aufbau.

Gibt es angesichts der Unsicherheiten um Job und Finanzen einen neuen „Trend” hin zur Kirche?

Schneider: Ich habe den Eindruck, dass in Zeiten der Verunsicherung die Leute wieder ins Nachdenken kommen. Allerdings verbindet sich das nicht automatisch mit Kirche. Dennoch ist ein deutlich steigendes Interesse zu sehen. Denn es taucht die Frage auf: Was gibt meinem Leben Halt und Sinn. Es wird mehr nach Orientierung gefragt.

Und sie können - angesichts der „Schrumpfung” in der Evangelischen Kirche - diese Nachfrage auffangen?

Schneider: Wir haben bei den jetzigen Ressourcen ein Problem, nachzukommen. Aber es ist eine sehr wichtige Aufgabe für uns. Nur die beiden großen Landeskirchen haben durch die Gemeinden vor Ort, die Möglichkeit, nah beim Menschen zu sein, wir wissen, wie es Menschen mit ihren Nöten, zum Beispiel der Armut, geht.

Und dennoch haben Sie sich in ihrer aktuellen Position als Präses von der Basis entfernt.

Schneider: Ich war mit Leib und SeelePfarrer inRheinhausen. Aus dieser Arbeit bin ich in der Lage, in Kabinettsgesprächen den Statistiken etwas entgegen zu setzen. Denn die Wirklichkeit fühlt sich anders an. Wenn man aber etwas erreichen will, lässt sich mit Positionen, wie der, in der ich jetzt bin, eine ganz andere Wirksamkeit erreichen. Kirche ist ein wichtiger Faktor des öffentlichen Lebens und es ist einfach nötig, das, was in der Summeder Gemeinden geleistet wird, öffentlich zu machen.