Serm. .

Stefan Jeschke hat in seiner Zeit als Förster in Duisburg schon viel erlebt: Von Wildschweinen in Wohngebieten bis zu heftigsten Sturmschäden nach dem Orkan „Kyrill“. Außerdem hat er bereits über eine Millionen Bäume gepflanzt. Seit 21 Jahren betreut er vor allem die Wälder und Parks im Forstrevier Mitte und Nord, kennt sich aber auch im Süden aus. Solange kennt er auch schon „Duisburgs einzigen Dachsbau“ in Serm. Gesehen hat er ein (lebendiges) Tier dort jedoch noch nie, wie er sagt.

Dachs in der Gefriertruhe

Dass es die Dachse im Duisburger Süden wirklich gibt, daran gibt es aber für den Förster keinen Zweifel. „Ich habe schon das ein oder andere tote Tier auf der A 59 gesehen“, erzählt der Stadtförster. „Und vor ein paar Wochen habe ich auf dem Druchterweg in Großenbaum ein überfahrenes Tier eingesammelt. Das wartet jetzt in der Tiefkühltruhe darauf, dass es ausgestopft wird.“

Duisburgs einziger Dachsbau ist in Serm in der Nähe des Holtumer Hofs beheimatet. In einem kleinen Waldstück auf einem Hügel befinden sich in kleineren Abständen über 30 große Löcher im Boden, die unterirdisch alle miteinander verbunden sind. Vor vielen Eingängen sind richtige Trampelpfade zu erkennen. „In den letzten 20 Jahren haben die Tiere den Dachsbau stetig ausgebaut“, sagt der Förster, der vermutet, dass der Bau bereits um die 100 Jahre alt ist. „Die Gänge eines Dachsbaus reichen bis zu vier Metern in die Tiefe.“

Jeschke ist sich sicher, dass die Dachsfamilie derzeit ihren Nachwuchs betreut. „Die Jungtiere sind in den ersten Monaten von ihren Eltern abhängig“, sagt der 48-Jährige. „Zwei Monate werden sie im Bau gesäugt, bis sie ihn Ende Mai zum ersten Mal verlassen.“ Tageslicht bekommen die Dachse aber so gut wie nie zu Gesicht. „Die Tiere sind nachtaktiv und dabei auch noch richtig vertrottelt“, so Jeschke. „Ein Dachs hat keinen natürlichen Feind, muss also nicht wachsam durch den Wald laufen. Auf seinen Spaziergängen nimmt er die Nahrung mit, die er gerade zufällig findet.“

Theoretisch dürfen Dachse gejagt werden. „Ich weiß aber, dass es hier nicht gemacht wird.“ Jäger Ferdi Schmidt vom benachbarten Holtumer Hof ist laut Jeschke einer der wenigen Sermer, die den Duisburger Dachs auch schon gesehen haben. Der Förster ist selbst gar nicht so erpicht darauf, die Tiere zu Gesicht zu bekommen. Auf die Lauer würde er sich nicht legen: „Solange ich sehe, dass der Bau weiter wächst, habe ich doch die Gewissheit, dass die Dachse noch da sind.“

Stadtörster Stefan Jeschke macht indes Werbung für seinen gesamten Arbeitsplatz: „Man kann Duisburg ja durchaus kritisch sehen, aber man muss hier nur die Augen auf machen und sich umsehen: Die Natur ist in unserer Stadt viel vielfältiger als zum Beispiel am Niederrhein.“