Wanheim. .
Die Biegerhof-Siedlung gehört nicht gerade zu den ersten Adressen im Duisburger Süden. Dabei wohnte hier mal ein Star: Horst Schimanski alias Götz George. Die Film-Wohnung des Kommissars lag im Hause Angertaler Straße 96, oben in der 14. Etage.
Es ist die erste Einstellung in „Duisburg Ruhrort“, dem ersten Schimanski-Tatort von 1981. Schimmi, ein Macho mit durchtrainiertem Körper und wallender Haarpracht, guckt aus dem Fenster auf die diesige Industrie-Kulisse von Krupp-Rheinhausen. Noch ahnt Schimmi nicht, dass er sich gleich zusammen mit Thanner um den Mord an Binnenschiffer Heinz Petschek kümmern muss. Der Kommissar wendet sich dem Frühstück zu. In Ermangelung einer sauberen Bratpfanne schlürft der Muskelmann die Eier roh herunter. „Götz hat mir mal erzählt, dass die Szene fünfmal wiederholt werden musste und ihm anschließend ganz schlecht war“, plaudert Manfred Kleinrahm.
Nicht schmuddelig genug
Der 84-jährige Duisburger, bei den Aufnahmen für die Sicherungsabsperrungen zuständig, ist baff erstaunt, als er Schimmis Wohnung in Wanheim Jahre nach dem Dreh zum ersten Mal zu Gesicht bekommt. Was im Film als ziemlich zugemüllte Mini-Küche daher kommt, ist in Wirklichkeit ein riesiges Zimmer, mittlerweile angestaubt, nur mit ein paar Stühlen drin, aber mit genialem Blick über das Heizkraftwerk, den Fernsehturm am Kaiserberg bis nach Düsseldorf.
„Das war ursprünglich als Gemeinschaftsraum gedacht“, erzählt Hausmeister Frank Mänß von der Biegerhof-Siedlung, selbst bekennender Schimanski-Fan und schon dreimal als Komparse im „Tatort“. Heutzutage ist Schimmis Wohnung, ja die gesamte Etage abgesperrt. „Zu gefährlich, es gibt keine Fluchtwege. Außerdem ist hier oben die Anlage für die Aufzüge“, so Mänß. Als das Krupp-Stahlwerk Rheinhausen abgerissen wurde, hat man Schimmis Bleibe nach Bruckhausen verlegt.
„Ohne die Hochöfen war das Ganze uninteressant. Man wollte die Industriekulisse“, sagt Rolf Viehrig, der als Location-Scout für den „Tatort“ arbeitet. Die meisten Szenen wurden sowieso in Hochfeld oder Ruhrort gedreht.
„Der Duisburger Süden ist nicht schmuddelig genug“, lacht der Neudorfer. Allenfalls die Brücke an der Mannesmannstraße, von der man einen freien Blick aufs HKM-Gelände hat, entsprach dem Klischee. „Die Hüttenwerke haben dann noch extra viel Dampf abgelassen, dann passte es“, so Viehrig.
„Gelegentlich kommt es noch vor, dass irgendein korrupter Politiker in ein schickes Büro im Binnenhafen verpflanzt wird, ansonsten wird überwiegend in Köln gedreht“, weiß Viehrig. Dass der Duisburger Süden mit seinem vielen Grün und den bürgerlichen Wohnvierteln nicht ins Schmuddel-Klischee passt, muss ja kein Nachteil sein.