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Zu einer Fachtagung rund um schwere Geburten begrüßte Professor Dr. Marcus Schmidt, der Leiter des Perinatalzentrums am Klinikum Duisburg, Ärzte, Hebammen, Pflegekräfte und Studierende ein. Auf dem vierten PPP-Symposium im Landhaus Milser gab es Fachvorträge zu aktuellen Fragen der Geburtshilfe.
Mehr Risiko-Schwangerschaften
„Eine Geburt ist in 90 Prozent der Fälle die natürlichste Sache der Welt“, erklärt Schmidt. Es bleiben die zehn Prozent in denen das Sprichwort „Kleine Kinder, kleine Sorgen“, nicht stimmt. Wenn beim Fetus eine Anomalie des Herzens festgestellt wird, die noch in der Gebärmutter operiert werden soll. Oder wenn hoher Blutdruck der Schwangeren auftritt, der zu Krampfanfällen führen kann. Dann droht eine Frühgeburt. Mehrlingsschwangere sind dafür besonders anfällig. „Dann haben wir als Geburtshelfer gleich mehrere Patienten auf einmal“, so Schmidt.
Deren Bedürfnisse unterscheiden sich: Hoher Blutdruck etwa schadet der Mutter und muss gesenkt werden. Aber die Kinder werden über die Plazenta schlechter versorgt, je tiefer der Druck ist. Jeder Tag, den die Schwangerschaft weiter besteht, erhöht die Überlebenschance der Kinder. Wenn sie aber nicht mehr weiter wachsen, ist es Zeit für einen Kaiserschnitt.
Der prozentuale Anteil der Risiko- und Mehrlingsschwangerschaften steigt. Im Duisburger Klinikum wurden im vergangenen Jahr 68 Zwillingpaare geboren. Das Perinatalzentrum hat das westliche Ruhrgebiet und den Niederrhein als Einzugsbereich. „Jedes zehnte Neugeborene bei uns ist ein Mehrlingskind“, so Dr. Florian Sina, der über den Kaiserschnitt im Gegensatz zur normalen Geburt bei Mehrlingsschwangerschaften referierte. Wirtschaftlich lohnt sich ein Kaiserschnitt für die Klinik mehr als die normale Geburt, die viel länger dauert und schlechter vergütet wird. Für Sina hängt bei ausgetragenen Zwillingen vieles von der Einstellung der Mutter ab: „Eine Frau, die Zwillinge vaginal entbinden will, mit der kann das auch klappen“, sagt er.
In kaum einem anderen Bereich müssen Fachleute verschiedener Disziplinen so eng zusammenarbeiten, wie rund um die Risikoschwangerschaft. „Dabei sollen niedergelassene Frauenärzte, Geburtshelfer und Kinderärzte in der Betreuung der Schwangeren alle an einem Strang ziehen, damit den Frauen nicht der eine dies sagt und der nächste etwas anderes“, sagt Dr. Marcus Schmidt. Für ein Frühchen stellt der Transport in eine andere Klinik ein hohes Risiko da, deshalb ist die Wahl der Geburtsklinik mit guter Versorgung für Frühgeborene entscheidend.
Um das Zusammenwirken und den fachlichen Austausch zu stärken, richtet er diese Fachkonferenzen aus. Und hat in den Pausen keine Zeit für Kaffee, weil er dauernd von niedergelassenen Kollegen angesprochen wird: „Ich habe da eine Patientin in der 27. Woche, die hat…“