Buchholz. .

„Ich komme aus einer Ruhrgebietsfamilie. Schon über drei Generationen haben wir bei Krupp gearbeitet“, sagt Frank Baier über seine Herkunft. Die hat den Sänger deutlich gezeichnet, 1979 war er beim Hungerstreik der Bewohner der Homberger Rheinpreußen-Siedlung dabei, in der er bis heute lebt.

Ein Handbuch der Ruhrkultur

Aus Liebe zu seiner Heimat hat er gemeinsam mit dem Hamburger Jochen Wiegandt im Klartext-Verlag ein Liederbuch über das Ruhrgebiet veröffentlicht: „Glück auf“. Mit Ukulele, Gitarre, Mundharmonika und Akkordeon stellte er es in der Bezirksbibliothek vor. Als „reichen Schatz“ kündigte es sein Freund Eckart Pressler an. „Das Buch dringt ins Herz des Menschen und schließt eine Kulturlücke. Dieses Handbuch der Ruhrkultur darf in keinem Bücherregal fehlen“, so Pressler. Das Buch gibt Auskunft über die Geschichte des Ruhrgebiets, vor allem in Liedform. „Ich bin herumgereist, habe mir Geschichten angehört, und habe mir vorsingen lassen. Diese Recherche hat unglaublich viel Energie gefordert. Jetzt erzähle ich nur noch und singe vor. Mehr mache ich eigentlich gar nicht“, berichtet Baier. Vor dem dreißigköpfigen Publikum singt er von „Mutter Kohle und Vater Stahl“.

„Das Ruhrgebiet ist eine Welt für sich. Mir gefällt besonders der Zusammenhalt hier. Deshalb halte ich es für eine gute Idee, dass jetzt ein Buch über das Ruhrgebiet veröffentlicht wurde“, findet Anne Breer aus Ungelsheim.

„Lieder über die Geschichte des Ruhrgebiets zu hören. weckt Erinnerungen bei mir. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und habe das worüber Baier singt selbst miterlebt. Junge Leute können viel aus dem Buch lernen und es hilft den Älteren nicht zu vergessen“, sagt eine Buchholzerin.

In den Liedern, geschrieben von 1872 bis in die 1990-er Jahre, kann sich das Publikum wiederfinden, singt deshalb bei Klassikern wie ‘Bei uns im Kohlenpott’ begeistert mit. „Singen ist wichtig, es hält wach, fördert die Intelligenz und die soziale Kompetenz“, behauptet Baier, „auch junge Leute sollten wieder mehr singen. Was besseres als diese Lieder zu lernen, kann ihnen eigentlich nicht passieren.“

Die erste Auflage bestehend aus 4000 Exemplaren ist fast verkauft. Bald soll es nun eine zweite Auflage geben, diesmal mit CD. „Dann können Schulkinder diese Lieder singen und von ihnen lernen“, betont Baier. Denn letztendlich sind die Lieder ein Mittel gegen das Vergessen einer außergewöhnlichen Kultur unserer Heimat.