Mündelheim.

60-jährige Priesterjubiläen sind selten. „Man ist ja bei der Priesterweihe mindestens 25 Jahre alt“, gibt Hermann Josef Scherer zu bedenken. Aber der frühere Pfarrer von Mündelheim feiert genau dieses am Donnerstag, 3. April. Es soll aber bescheiden dabei zugehen in der Abendmesse um 17.30 Uhr mit anschließendem Beisammensein im Gemeindeheim. „Ich habe ja das Goldene damals groß gefeiert“, sagt der Jubilar.

Bis heute hilft der 84-Jährige im Duisburger Süden aus, wechselt sich mit Pastor Rolf Schragmann bei den Messen in Mündelheim, Serm und Ungelsheim ab, springt bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen ein. Nur ausnahmsweise konnte er nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im Jahre 2000 dort wohnen bleiben. Er lebt dort seitdem in einem Eigenheim.

Geboren und aufgewachsen ist Hermann Josef Scherer in Dortmund. Sein Vater war Syndikus der Handwerkskammer, ehe er von den Nazis kaltgestellt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Mitbegründer der Dortmunder CDU.

Der Sohn wuchs in die katholische Jugendarbeit hinein, wurde während des Krieges mit seiner Gymnasialklasse nach Freiburg evakuiert, kehrte 1945 wieder in die zerbombte Stadt zurück und machte dort 1949 Abitur. Jura oder Theologie, das waren für den jungen Mann die Alternativen fürs Studium. Des anderen Umgangs mit den Menschen wegen entschied er sich für die Priesterlaufbahn und den Verzicht auf eine eigene Familie. „Es gab damals ja keine Alternative wie etwa Religionslehrer“, sagt er.

Im Studium in Paderborn und München haben Scherer Vordenker des späteren Zweiten Vatikanischen Domizils wie Karl Rahner und Romano Guardini beeindruckt. „Es ging darum“, sagt er, „die Theologie für die neue Zeit auch hinsichtlich ihrer Sprache annehmbar zu machen.“

Gottesferne als Problem

In der kleinen, selbstständigen Pfarrei Mündelheim hatte Hermann Josef Scherer 35 Jahre lang alle Aufgabenbereiche alleine abzudecken. Vor allem die Seelsorge nahm breiten Raum ein. „Menschliches Leid darf einem nicht zur Routine werden“, sagt er. Manchmal sei wichtig, einfach nur da zu sein, auch wenn man nicht helfen könne. Er würde heute wieder Priester werden, wenn auch unter ganz anderen Bedingungen. „Die Gemeinden brauchen Seelsorge und Gottesdienste“, sagt er.

Für die Zukunft der Kirche setzt der Jubilar auf das Ehrenamt und auf andere Zugangsbedingungen zum Priesteramt. So könnten verheiratete engagierte Laien einmal dafür zugelassen werden. „Ansonsten ist heute die Gottesferne aber das größte Problem“, sagt er.