Wedau.

In der denkmalgeschützten Gartenstadt-Siedlung kocht der Zorn bei vielen Käufern der ehemaligen Eisenbahner-Wohnungen. Rund 100 von ihnen drängen sich am Freitag in der Gaststätte „Saalbau“ am Markt, um ihrem Ärger Luft zu machen. Dorthin hatten Ulrike Gaida-von Pigage und Uwe Neuhaus zum Austausch eingeladen, dem die Gründung einer Bürgerinitiative folgen könnte. Ihr Ziel: ein menschlicher Denkmalschutz.

Sie fühlen sich ausspioniert und schikaniert wie in einem Überwachungsstaat von einer „Vollzugsbeamtin“ der Unteren Denkmalbehörde, die offenbar die Rückendeckung ihrer Vorgesetzten hat. Denn auch ein angeblicher Satz von Dr. Claudia Euskirchen, der Chefin der Unteren Denkmalbehörde, geht um: „Ein bisschen schwanger geht auch nicht, ebenso wenig ein bisschen Denkmalschutz.“ Und das solle die Mitarbeiterin in Wedau wie eine „eiserne Lady“ durchsetzen, wie die Bürger berichten.

Wirtschaftswege nicht mehr nutzbar

Vielen Wedauern flatterten in den letzten Wochen streng formulierte Aufforderungen ins Haus, Änderungen vor allem in ihren Vorgärten vorzunehmen. Von den Eheleuten Metz vom Birkenweg, deren Abdeckung der Freiflächen zwischen den Pflanzen mit Rindenmulch beanstandet wird, berichtete diese Zeitung bereits. Auch kleine Solarlaternen, Gartenzwerge, ja sogar Weihnachts-Deko, so heißt es, seien beanstandet worden. „Es geht so weit, dass uns jede einzelne Pflanze vorgeschrieben wird“, sagt Ulrike Gaida.

Als lebensfern gilt auch die Ankündigung, die meisten Mülltonnen und Fahrräder hinter die Häuser zu verbannen. Denn die Stadt hatte es vor dem Verkauf der Eisenbahner-Wohnungen an die Deutsche Annington versäumt, die ebenfalls zum Charakter der Gartenstadt zählenden Wirtschaftswege zwischen und hinter den Häusern über einen Bebauungsplan zu sichern. Viele wurden privaten Gärten zugeschlagen und sind nun nicht mehr nutzbar. Weite Umwege sind die Folge.

Was aber bei den Hausbesitzern das Fass zum Überlaufen gebracht hat, ist, dass die Behörde sich als nächstes vorgenommen haben soll: auch hinter den Häusern durchzugreifen.

Bürger beklagen Denunziantentum

Und das könnte für die Eigentümer teuer werden. „Sie steht in den Wirtschaftswegen auf der Klappleiter und macht Fotos von unseren Gärten“, berichtet Uwe Neuhaus. Es könnte Gartenhäuschen treffen, die angeblich zu groß sind, oder falsche Terrassenbeläge, nicht erlaubten Sichtschutz zum Nachbarn und zu hohe Hecken. Die angekündigte Begehung der Gärten, so die Bürger, stehe aber noch bevor. Als den Gipfel dieses Zwangssystems, in dem sie sich als Eigentümer gefangen fühlen, empfinden sie aber das entstandene Denunziantentum. Offene Rechnungen mit dem Nachbarn, so heißt es, würden durch Anschwärzen bei Frau K. beglichen.

„Wir wollen uns hier doch wohlfühlen“, fasst Hans-Peter Ostermeier die Stimmung zusammen. „Wir bezahlen Monat für Monat unsere Häuser ab.“ Es müsse eine Bandbreite geben, innerhalb derer sich die Eigentümer selbst verwirklichen könnten. „Leben und leben lassen.“

Am Denkmalschutz selbst will niemand rütteln. „Ihn menschlich zu gestalten, das muss das Bemühen der Politik sein“, fordert Ostermeier.