Mündelheim. .
Auf dem Acker gegenüber des Ellerhofs in Müdelheim geht’s konzentriert zur Sache. Dicke Folien-Rollen hat Jürgen Schaumlöffel hinter den Traktor gehängt, düst damit über schnurgerade Spargeldämme. Jens Dahmen und zwei weitere Mitarbeiter ziehen die Planen mit der schwarzen Ober- und weißen Unterseite gerade. „Ob der warme Winter für uns ein Problem ist? Nein, eigentlich nicht“, sagt der Landwirt.
Multikultur statt Monokultur
Dabei, mehr Arbeit hat die „kalte“ Jahreszeit, die keine war, ihm doch gemacht. Die Zwischenfrüchte, die auf den Äckern stehen, erfrieren eigentlich. „Jetzt würde sie weiterwachsen, wenn wir nichts machen“, erklärt Schaumlöffel. Der Einsatz von Chemie – die schnelle Lösung, verzichtet er: „Wir haben uns für die mechanische Variante entschieden.“ Aufwändig, denn die Wurzeln der Pflanzen müssen raus, damit sie vertrocknen und nicht erneut austreiben. Besser für die Umwelt ist das und für den Acker: Die Pflanzen binden Stickstoff, der dann nicht zugeführt werden muss.
Der Düngung im Wasserschutzgebiet sind enge Grenzen gesetzt. Die Zwischenfrüchte sind so ein Ersatz, die übrige Menge kommt etwa aus den Gärresten von Biogasanlagen. „Eine gute Sache, weil das Material im Gegensatz zu Gülle nicht stinkt“, sagt Schaumlöffel.
Multikultur statt Monokultur – auch das verhindert eine einseitige Belastung der Böden. Auf den insgesamt 160 Hektar, die in Mündelheim und Wittlaer zum Ellerhof gehören, gediehen Dinkel, Weizen, Gerste, Raps und Zuckerrüben, außerdem sorgen Kräuter, Gemüse, Erdbeeren und Spargel für viel Abwechslung in der Fruchtfolge.
Brauchen nicht einige Pflanzen den Frost? „Schon richtig“, sagt Schaumlöffel, „aber die wenigen kalten Nächte sollten gereicht haben für einen ausreichenden Kältereiz. Wir werden es sehen“.
Mit einem vermehrten Ungeziefer- und Schädlingsaufkommen durch die Wärme rechnet er nicht: „Ich glaube, dass die Insekten sich auf tiefe Temperaturen einstellen, dass eher in einem warmen, aber feuchten Winter mehr sterben.“
Mensch und Vieh haben den Frost auf dem Ellerhof nicht vermisst, versichert Jürgen Schaumlöffel. „Die Tränke ist nicht ein einziges Mal eingefroren. Die Stimmung im Pferdestall war deutlich besser im vergangenen Jahr.“ Da war’s lang kalt, das andere Extrem, erinnert er: „Die Frostschäden, die Gärtner und Landwirte erlitten haben, waren erheblich.“
Ob er sich an einen ähnlich warmen Winter erinnern kann? „Ende der 1980er Jahre und in den 1990er Jahren war’s ähnlich“, sagt Jürgen Schaumlöffel, der seit 1985 mit seiner Frau Kerstin den Ellerhof bewirtschaftet. Spürt er den Klimawandel. „Er kommt, das sehe ich im Internet an Statistiken“, schmunzelt der 52-Jährige. Die eigene Beobachtung bestätigt die Erhebungen: „Die Pflanzen blühen früher.“