Dellviertel. .

Am Aschermittwoch war für sie nicht alles vorbei. Im Gegenteil - die Liebe von Helga und Heinz Lauter hält bereits seit 25 Jahren. Kennengelernt haben sich die beiden Karneval 1989 im Akazienhof, damals noch keine Adresse für Feinschmecker. Sie kam als Maus verkleidet. „Ich war einfach der Herr Lauter“, erinnert sich der Ehemann.

Eine solide Partie

Als Helga im Lokal auftauchte, saß Herr Lauter bereits mit zwei Frauen im Arm an der Theke. „Was will der noch von mir?“, dachte sich Helga, als Heinz Lauter begann, ganz ungeniert mit ihr zu flirten. Die beiden anderen Damen, die sie für die Ehefrau und Tochter ihrer neuen Bekanntschaft hielt, entpuppten sich später als Nachbarinnen. „Alles ganz harmlos“, versichert ihr Mann. Überhaupt stellte sich Heinz Lauter als solide Partie heraus. Der gebürtige Saarländer arbeitete über 30 Jahre lang als Lehrer für Latein, Englisch und Sport am Max-Planck-Gymnasium in Meiderich.

Dass er zu Weiberfastnacht spontan das Eintrittsgeld zur Fete im Novotel übernahm, vermerkte Helga, die damals als Verwaltungsangestellte arbeitete, positiv. „Geizig ist er schon mal nicht, dachte ich mir“, lacht die Ehefrau mit einem Augenzwickern.

Ein paar Tage später, zum Valentinstag, schenkte Heinz Lauter ihr eine Pavarotti-CD - ein Volltreffer. „Ein Mann, der italienische Arien mag, das findet man doch selten“, schwärmt Helga noch heute.

Die Hochzeitsglocken läuteten am 22. Mai 1992. Die Braut war 53, der Bräutigam 56 Jahre alt. Für beide war es der zweite Versuch. „Da weiß man, was man tun und was besser lassen sollte“. Also versucht die kluge Ehefrau erst gar nicht, ihrem Gemahl die Jägerei auszureden. Immerhin hat sie es auf diplomatische Weise geschafft, ihn auf ein Kreuzfahrtschiff zu locken. „Er wollte immer schon mal nach Ägypten und Jerusalem. Da hab’ ich eine Route rausgesucht, die dort vorbeiführt“.

Die Eheleute machen einen fidelen Eindruck, erzählen von ihrer Leidenschaft fürs Tanzen - nicht Langsamer Walzer, sondern Rock’n’Roll und Boogie - und vom vollen Terminkalender. Tennis, Fitnessclub und Englischkurs, jeden Tag was anderes.

Nicht nur Höhen, auch Tiefen

Doch sie mussten auch Tiefen überwinden. Kurz vor der Hochzeit diagnostizierten Ärzte Nierenkrebs beim Bräutigam. „Ohne sie wäre ich nicht mehr da“, sagt er dankbar mit Blick auf seine Frau. Denn als es ihrem Zukünftigen schlecht ging, er sich aber trotzdem nicht untersuchen lassen wollte, handelte Helga Lauter kurz entschlossen. Sie sorgte dafür, dass ein Arzt, der im Haus wohnte, ihm Blut abnahm. Zwei Tage später wurde Heinz Lauter operiert, so dass sich die Krankheit nicht weiter ausbreiten konnte.

Was mag sie an ihm? „Seine Gelassenheit, seine Intelligenz. Außerdem hätte ich ohne ihn niemals New York kennengelernt“. Um umgekehrt? „Ich liebe ihr Temperament und ihre Fürsorge. Und natürlich ihre Kochkünste, die viel zu meiner Gesundheit beitragen.“