Huckingen.


Wenn man von den Besuchern der heutigen Tierpension absieht, bekommen nur Spaziergänger das Gut Kesselsberg am Ortsrand von Huckingen zu Gesicht. Dabei handelt es sich ne­ben Haus Remberg und Gut Böckum um den dritten mittelalterlichen Rittersitz in Huckingen. Heimatforscher Dietmar Ahlemann fasste jetzt in einem weiteren Vortrag zur Geschichte Huckingens im Steinhof zusammen, was man darüber weiß.

Den heutigen Ziegelsteinbau in U-Form, ein Wohnhaus mit angegliederten Scheunen und Stallungen, gibt es so erst seit etwa 200 Jahren. Was sich vorher an ihrer Stelle befand, zeigt die älteste Karte von 1777: ein Ensemble aus vier frei stehenden Gebäuden mit einem Backhaus im Mittelpunkt. Aber die Überreste dieser Bauwerke im Untergrund wurden bislang noch nicht erforscht. Das haben sich die Archäologen erst für den Fall eines größeren Umbaus wie demnächst bei Gut Böckum vorgenommen.

So müssen sich die Geschichtsforscher vorerst da­mit begnügen, was die Lage und die schriftliche Dokumente über Gut Kesselsberg verraten. Die Lage war im Mittelalter keineswegs so unspektakulär, wie sie es heute im Schatten des Damms der B 288 ist. Diese Stelle war hochwasserfrei, bot einen seit alten Zeiten von Fernreisenden genutzten Übergang über die Anger und in der Nähe siedelten schon um 800 vor Christus Menschen.

Sitz und Stimme auf dem Landtag

„Rund 100 Jahre früher als der Steinhof wird der Hof erwähnt“, so Ahlemann. 1349 war er Gut der Witwe des Grafen von Berg. Sie verpachtete ihn bis an ihr Lebensende an einen hohen Beamten des Grafen, einen Herrn zu Bottlenberg. Der Name wiederum geht auf einen heutigen Stadtteil von Leverkusen zurück, zehn Kilometer vom Ur-Sitz der Grafen von Berg bei Altenberg.

Die Bauern der Umgebung mussten den zehnten Teil ihrer Erträge an das Gut abführen. Allein dieser Status, so Ahlemann, spreche für ein weit höheres Alter des Gutes. Irgendwann um 1400 nannte sich die Huckinger Linie der von Bottlenberg „Kessel“. 1313 hatte sie den Kesselshof in Serm erworben. Auch Kesselsberg ging in ihren Besitz über und blieb es bis 1759. Danach folgten nur noch zwei Besitzer: die Herren von Romberg und seit rund 200 Jahren die Grafen von Spee.

Markant an dem Rittersitz ist, dass er nicht befestigt war, also über Schutzwall oder Wassergräben, wie Gut Böckum, verfügte. Trotzdem, so Dietmar Ahlemann, hatte sein Eigentümer auf dem Landtag der Grafschaft, später des Herzogtums, Sitz und Stimme. Auch das sei ungewöhnlich.