Duissern. . Vor ein paar Wochen haben Vandalen die Mauern auf dem Ehrenfriedhof auf dem Kaiserberg beschmiert - und auch die Siegfried-Statue beschmiert. Weil das Denkmal eine sensible Oberfläche hat, verpasst Restaurator Norbert Tummes dem Denkaml nun behutsam eine Frischzellenkur.
Behände klettert Norbert Tummes die Leiter hinauf. Der Restaurator ist 77 Jahre alt, sein „Patient“ Siegfried hat noch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel. Vor ein paar Wochen haben Vandalen die Mauern des Ehrenfriedhofs auf dem Kaiserberg besprüht – und auch die Statue beschmiert. Weil das Denkmal eine sensible Oberfläche hat, und die typische jahrzehnte alte Patina erhalten bleiben soll, konnte die Farbe nicht einfach mit Wasser oder Lösungsmitteln entfernt werden. Nun verpasst Tummes, beauftragt von den Wirtschaftsbetrieben, der Statue eine behutsame Frischzellenkur.
Kopfschütteln über Vandalen
Mit einem Pinsel trägt er flüssigen Kautschuk hinter Siegfrieds Ohren auf. „Der wird mit der Zeit fest und lässt sich dann wie eine Haut abziehen“, erklärt der Experte. Es ist eine Art Peeling: Schmutzpartikel bleiben hängen, die alte Graffity-Farbe ebenso. Aber die grüne Patina bleibt erhalten. Tummes will nicht „überrestaurieren“, kleine Macken und Farbverläufe machen so ein Denkmal nach vielen Jahren erst charakteristisch. In einigen Ritzen wird denn auch etwas von den Schmiereieren bleiben. Sie gehören fortan zu Siegfrieds Leben dazu.
Über die Vandalen kann Tummes nur den Kopf schütteln. „Man muss den jungen Leuten fast verzeihen. Sie haben keinen Bezug zum Krieg. „Wir haben nach dem Krieg Trauer und Ehrfurcht vor den Verstorben empfunden“, erinnert sich der Restaurator, der den Zweiten Weltkrieg als Jugendlicher miterlebte. Künstlerisch interessiert war Tummes schon immer. Angesichts der Zerstörung, fasste er den Entschluss, eine Ausbildung zum Steinmetz zu machen. „Es gab keine Weiterbildung für Steinbildhauer, also habe ich Holzbildhauer gelernt. Ich wollte einen künstlerischen Beruf, der mich ernährt.“ 1970 übernahm er einen Betrieb in Wanheimerort und spezialisierte sich, ebenfalls mit einer Zusatzqualifikation, auf Restaurationen. Seitdem kennt sich der Mann mit Schiebermütze nicht nur mit Handwerk und Kunstgeschichte aus, sondern weiß viel über chemische Reaktionen der oxidierten Oberflächen. Den Siegfried auf dem Kaiserberg hat er schon zweimal gesäubert. Ein anderer prominenter Vertreter ist Jan Wellem. Sein Düsseldorfer Denkmal hat Tummes komplett auseinandergenommen und „substanzerhaltend“ wieder aufgebaut. Meist bessert er direkt vor Ort aus.
In seiner Werkzeugkiste liegen zahlreiche Pinseln. Daneben Farbtuben, die bei anderen Objekten zum Einsatz kommen. In den nächsten Tagen wird er immer wieder zum Ehrenfriedhof fahren. Die Mittel müssen zwischendurch trocknen, dann kann er weiterarbeiten.
Ans Aufhören denkt der fitte 77-Jährige übrigens noch lange nicht. „Wenn es Spaß macht, ist Arbeit keine Arbeit.“