Großenbaum..
Der Wald an der Sechs-Seen-Platte für ist Petra Reif eine Herzensangelegenheit. „Mit großer Traurigkeit“ hat die Großenbaumerin, die sich in der Wald AG für den Baumschutz engagiert, die Fällung alter Buchen und Eichen registriert. „Aus reinem Wirtschaftsinteresse“ handle der Besitzer, die Gräflich Spee’schen Forstbetriebe. Deutlich anders sieht das deren Leiter Dr. Eberhard Piest: Die Entnahme von vier Festmetern pro Hektar und Jahr werde nicht überschritten. „Das wächst locker pro Jahr wieder neu und ist deshalb nachhaltig.“
Natürliche Waldverjüngung
Mit insgesamt 2300 Hektar Forst zwischen Duisburg, Mülheim und Düsseldorf ist der Graf Spee der größte Waldbesitzer in der Region. Dass Bäume gefällt werden, das Holz verkauft wird, dementiert der Forst-Betriebsleiter gar nicht. „Vergleichsweise schonend“, werde dabei aber gewirtschaftet, betont Piest.
Auch bei der Ernte gehe man schon aus eigenem Interesse möglichst behutsam vor. Um die Zerstörung des Bodens durch die Vollernter, sogenannte Harvester, in Grenzen zu halten, werden Moorbänder eingesetzt, erklärt der Förster. „Damit verteilt sich das Gewicht besser. Außerdem bilden wir Gassen für den Abtransport der Stämme.“ Durch Rückepferde lasse sich das schwere Gerät allerdings nicht ersetzen. „Die Bäume wiegen bis zu drei Tonnen, die können Pferde nicht bewegen.“
„Welcher Begriff von Natur steckt dahinter? Was soll auf diesem zerstörten Boden noch wachsen?“, fragt sich Petra Reif. Sie ärgert die Aufschrift auf einem Aushang: „Hier entsteht natürliche Waldverjüngung. Bitte nicht betreten.“ Damit werde das wirtschaftliche Interesse hinter der Fällung „schön geredet“, kritisiert sie.
Er setze durchaus auf Aufforstung durch die Samen aus dem Baumbestand, versichert Dr. Eberhard Piest. „Wir sollten dieses Geschenk der Natur annehmen.“ Ihr den freien Lauf zu lassen, sei allerdings nicht an allen Stellen möglich. „Eichen etwa brauchen Licht. Aber wenn man Licht gibt, wachsen schnell Brombeeren und Farne – sie ersticken die jungen Triebe.“ Neupflanzungen, gibt der Förster zu bedenken, „geben auch Raum für Tiere.“ Das etwa Schlangen wieder heimisch werden, sei wiederum von Naturschützern gern gesehen.
„Die Vielfalt macht’s“, befindet der Förster und verweist auf 20 verschiedene Baumarten, die in den Spee’schen Forsten wachsen. Neben Eichen und Buchen auch Erlen, Birken sowie vereinzelte Ulmen. Und Eschen, die durch einen aus Asien eingeschleppten Pilz im Bestand bedroht sind. Dr. Piest: „Fachleute vermuten, dass nur fünf Prozent übrig bleiben werden.“
Den Großenbaumer Forst nennt er einen „sehr speziellen Stadtwald“ – geschätzt und genutzt von Bürgern. Die Toleranz der Forstverwaltung sorge bei Förstern, die er zu Besuch hat, durchaus für Erstaunen, bemerkt Eberhard Piest: „Dauernd in Hundehaufen zu treten, finden sie nicht immer lustig.“