Huckingen. .
Große, frei stehende Häuser, Spielstraßen, toll angelegte Gärten, Blick auf den Bruchgrabe. Top modern und dabei noch idyllisch - das ist der Huckinger „Angerbogen“. Ein echtes Vorzeigequartier der Stadt, die Bewohner fühlen sich wohl. Nur wenn es darum geht, die Sandmann-Folge mit dem Töchterchen über Youtube zu schauen oder kurz mit den Kollegen zu Skypen, macht sich der Ärger bei Vielen breit. Entweder hakt es oder der Ladevorgang dauert eine halbe Ewigkeit. Die Bewohner des „Angerbogens“ bewegen sich nach heutigen Maßstäben im Schneckentempo durch das World Wide Web. Von Highspeed keine Spur.
DSL 3000 ist der Standard
„Wir wohnen, was die Internetverbindung angeht, auf einer Schmalband-Insel“, ärgert sich Patrick Staczan. Die Bemühungen des 31-Jährigen, wie auch schon in Serm mit Hilfe einer Bürgerinitiative die Telekom dazu zu bewegen, schnelle Leitungen zu verlegen, blieben bisher erfolglos.
„In Serm hat es nicht funktioniert, weil sich die Bürger zusammen getan haben, sondern weil es für uns wirtschaftlich ist“, sagt André Hofmann, Sprecher der Telekom. „Und im Bereich des ,Angerbogens’ ist es das einfach nicht. Eine Investition von rund 70 000 Euro rentiert sich für unser Unternehmen nicht.“ Die Infrastruktur dort sei einfach nicht ausreichend, um kostengünstig Glasfaserkabel zu verlegen.
Anders in Serm. Der örtliche Bürgerverein schaffte es dort, mit der Telekom einen privaten Vertrag für 100 Kunden abzuschließen, so dass die Nachrüstung auf VDSL realisiert werden konnte.
Eine enttäuschende Aussage für die Anwohner, für die es nicht nachzuvollziehen ist, dass ein Neubaugebiet nicht direkt mit den entsprechenden Leitungen ausgestattet wurde.
„Wenn ich mit meinen Kollegen in Indien sprechen will, kann ich mich in den Videokonferenzen nur mit Ton einklinken“, ärgert sich Patrick Staczan, der Mitte September die Bürgerinitiative „Schmalband-Insel Angerbogen“ gründete. Und auch fernsehen lasse sich nur über eine Satellitenschüssel. Dabei habe die Telekom einigen Bewohnern sogar IP-basiertes Fernsehen verkauft. „Das ist allerdings erst ab DSL 16 000 möglich. Und davon sind wir hier weit entfernt“, sagt Staczan. Immerhin habe die Telekom aus Kulanz einige Häuser mit Satellitenschüsseln ausgerüstet.
Über seine Homepage und mit Hilfe von Wurfsendungen erreichte Patrick Staczan in kürzester Zeit mehr als 60 Haushalte, die ebenfalls Interesse an schnellerem Internet haben.
Dabei hat er selbst noch „Glück“. In der ersten Häuserreihe vom „Angerbogen“, in der auch er lebt, kann man immerhin DSL 6000 empfangen. „Dahinter im Höchstfall DSL 3000, wenn überhaupt“, sagt der Diplom-Informatiker, der auch den Kontakt zur Telekom herstellte.
Ob es zu einer Informationsveranstaltung in der Sache kommt, ist noch offen. Telekom-Sprecher Hofmann rät: „Die Anwohner sollen doch mal testen, ob sie nicht mobil über das LTE-Netz ins Internet können.“ Das kommt für Patrick Staczan schon wegen der Strahlenbelastung nicht in Frage.