Hüttenheim. .

Die Regelung zur abschlagsfreien Rente nach 45 Beitragsjahren kommt für dieses Trio zu spät: Günter Schneidereit, Peter Uerschels und Günter Kaehler sind 50 Jahren zum letzten Mal durchs Tor der Hüttenwerke Krupp Mannesmann gegangen. Am Donnerstag wurden sie gemeinsam mit 47 weiteren Mitarbeitern, die im Verlauf des vergangenen Jahres ausgeschieden sind, von den Vorständen Dr. Rolf Höffken, Peter Gasse und Dr. Clemens Stewing verabschiedet.

Exoten unter den Kollegen

„Na klar, wir waren als 65-Jährige schon die Exoten unter den Kollegen“, sagt Günter Schneidereit, der „jeden Kran auf der Hütte gefahren hat“. Mindestens fünf Jahre jünger waren die meisten seiner Schicht, sagt Peter Uerschels. „Viele haben die Angebote zur Altersteilzeit genutzt, auch wenn das mit Abschlägen verbunden war.“

Mit Blick auf die Höhe ihrer Rente haben sie weitergemacht, und weil im Gegensatz zu vielen anderen die Gesundheit mitgespielt hat. „Ich bin fit, habe keine Probleme. Aber viele hatten das Kreuz und die Knochen kaputt“, sagt der Rheinhauser, der nach nach Schließung der Krupp-Hütte wie so viele auf die andere Rheinseite zu HKM wechselte, um dort die Konverter im Stahlwerk zu reparieren.

Die Erkenntnisse von Arbeitsmedizinern zu den gesundheitlichen Folgen von Wechselschicht-Tätigkeit widerlegt die Karriere von Günter Kaehler. „Conti-Schicht bis zum letzten Tag“, sagt der Elektriker, der fünf Jahrzehnte im Stahlwerk eingesetzt war. „Ich wollte das nie ändern“, betont er. Bis zum letzten Tag: Nach einer Nachtschicht für ihn im Herbst Feierabend.

Viele Veränderungen haben die drei erlebt, seit sie im Mannesmann Hüttenwerk begannen. „Als ich anfing, gab’s 13 000 Beschäftigte. Beim Schichtwechsel musste der Schutzmann den Verkehr regeln“, erinnert sich Schneidereit. Geblieben ist davon heute ein Viertel – und der Zusammenhalt, der innerhalb der Schichten über Jahre wuchs. „Mindestens fünf, sechs Jahre hab’ ich mit jedem in meiner Schicht gearbeitet“, sagt Günter Kaehler.

Aber Wehmut sei nicht aufgekommen beim Abschied, sagen die drei. Eine kleine Feier im Kollegenkreis, ein Handschlag, ein kleines Geschenk. „Nicht schon wieder eine Uhr“, schmunzelt Günter Kaehler. Hat er aber doch bekommen. Bei der stimmungsvollen Abschiedfeier mit Bergmannskapelle Niederrhein und Solotrompeter Lutz Kniep. Eine Erinnerung an 50 Jahre, „die immer spannend waren“ – das hat er auch noch gesagt.