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Schwerbehindert ist Günter Anders zwar, aber dennoch mit seinen 88 Jahren noch mobil. „Oft nehme ich ein Taxi, wenn ich irgendwo hin muss“, berichtet der Senior. Aber manchmal macht er sich von der Nikolaistraße in Wanheimerort auch noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg, obwohl er einen Rollator benötigt. Ein Arztbesuch in Buchholz geriet dieser Tage allerdings zur mehrstündigen Odyssee mit der U 79.
Die kurzen Schließzeiten der Türen ließen schon die ersten Versuche scheitern, an der Haltestelle Kulturstraße die Bahn zu besteigen. „Ich habe die Tür aufgedrückt, aber sie schloss wieder, ehe ich einsteigen konnte“, schildert Anders sein Dilemma. Dabei, so sagt er, „habe ich mich extra so hingestellt, dass der Fahrer mich auch sehen kann.“ Genützt hat’s nicht.
Nachdem der Einstieg endlich gelang, wiederholte sich die Prozedur beim Ausstieg. Der alte Herr versuchte die Bahn an der Münchener Straße zu verlassen, die Tür schloss, bevor er aussteigen konnte. Weiter ging die Reise bis zum Sittardsberg. Dort „entkam“ Günter Anders rechtzeitig dem Zug, musste aber die Fahrtrichtung wechseln. „Da ist kein Aufzug, ich musste also die Treppen runter“, schildert er.
Nach dem beschwerlichen Fahrtrichtungswechsel wiederholte sich die Prozedur in Richtung Stadtmitte: Nach dem Druck auf den Knopf gelang es Günter Anders nicht, seinen Rollator rechtzeitig aus der Tür zu schieben. Nachdem an der Haltestelle Schlenk der Versuch des erneuten Richtungswechsel gescheitert war, fand er schließlich Unterstützung. „Mir hat jemand geholten, damit ich an der Kulturstraße aussteigen konnte.“ Das Fazit des 88-Jährigen: Um kurz nach 10 ist er gestartet, um 12 Uhr war er wieder am Ausgangspunkt.
Der Grund für die Probleme von Günter Anders sei eigentlich simpel, erklärt DVG-Sprecher Helmut Schoofs: „Der Fahrer hat keinen Einfluss auf die Türschließung. Er bekommt nur ein Signal, wenn sie geschlossen sind.“ Wenn ein Fahrgast aber es rechtzeitig auf die Stufe oder in die Lichtschranke schaffe, sei die Tür blockiert, bis der Reisende im Zug oder draußen sei. „Wenn die Tür auf einen Gegenstand trifft, dann öffnet sie wieder“, erklärt Schoofs. Ob die DVG darüber nachdenkt, angesichts einer steigenden Zahl älterer Fahrgäste die TürSchließzeiten zu verlängern? „Das ist eine Anregung, über die man nachdenken könnte“, sagt Schoofs.
Bei der DVG beschwert hat sich Günter Anders. Erfahren hat der 88-Jährige dabei vom Begleitservice, den das Unternehmen anbietet (s. Info-Box). „Den werde ich künftig nutzen“, kündigt er an. „Dann kann vielleicht auch meine Frau mitfahren, die einen Rollstuhl braucht.“