Hüttenheim.. Faszination Modellbau : Die Herren im fortgeschrittenen Alter freuen sich wie die Jungs, wenn ihre Basteleien endlich funktionieren. Mittlerweile ist viel Elektronik im Spiel. Loks können per Smartphone ferngesteuert werden.


Sie freuen sich wie die kleinen Jungs, wenn es denn endlich funktioniert. Dabei sind die Herren, die sich beim Gesprächskreis der Modellbauer treffen, alle im fortgeschrittenen Alter. So wie Friedhelm Hensen. Als der Sohn auszog, konnte der gelernte Elektriker endlich sein Kellerdasein beenden und sich mit seinem ganzen Krimskrams im frei gewordenen Kinderzimmer ausbreiten. Dort baut er nun filigrane Modell-Landschaften, haucht ihnen sogar elektronisches Leben ein. Wie dem Kran, an der Stirnseite eines Bauernhofes, der sich dank des Diskettenlaufwerks unterm Dach tatsächlich bewegt.

Es ist erstaunlich, was die alten Herren in den ehemaligen Kinderzimmern austüfteln. Winzige Fahrzeuge im Maßstab 1:87, die man sogar fernsteuern kann, wie den BMW 700, den Harald Himburg baute. Ein Matchbox-Auto ist im Vergleich ein klobiger Riese.

600 Stunden in Bahnhof gesteckt

Modellbau bleibt Männersache, eine der letzten Domänen, in die Frauen noch nicht eingedrungen sind. „ Hier war lediglich ein einziges Mal eine Frau, und die wollte die Autos ihres verstorbenen Mannes verkaufen“, erzählt Hensen.

Auch die eigenen Frauen halten sich raus. „Die sind froh, dass wir beschäftigt sind und sie ihre Ruhe haben“, scherzt einer der Männer. Die meisten von ihnen haben ein Handwerk gelernt, bringen also ein gewisses Geschick mit. So auch Karl-Heinz Kaiser aus Hüttenheim, ehemaliger Landmaschinenschlosser. Er baut Heißluftmaschinen, fertig alle Einzelteile selbst an.

So wie er ist auch Hans Obst bestens ausgestattet - mit Drehbank, Fräser und „allem, was man so braucht“. Obst, ehemaliger Kfz-Mechaniker aus Wanheim, baut ferngesteuerte Lkw im großen Maßstab. So ein Sattelzug bringt es dabei auf die stolze Länge von 1,60 Metern. Seine sieben Trucks sind Kostbarkeiten, weil die verbaute Technik, all die Mikroprozessoren für Fahr- und Bremsgeräusche sowie für die Steuerung von Licht und Blinkern, teuer ist.

Seine Trucks mit den fantasievollen Airbrush-Arbeiten testet er zur Freude von Passanten gelegentlich auf dem Wanheimer Markt. Klaus Rending lässt seine Containerschiffe auf der Sechs-Seen-Platte Probe fahren. Rolf Meißburger, Ex-Kameramann, setzt seine Gartenloks auch für soziale Zwecke, auf Stadtteilfesten etwa, ein.

Allen gemeinsam ist die Freude darüber, wenn ihre Werke tatsächlich funktionieren. „Es macht einen stolz, wenn man es nicht aufgegeben hat, als es kompliziert wurde“, sagt Obst. 600 Stunden brauchte er, um den Rheinhauser Bahnhof originalgetreu nachzubauen.

Klar, dass vielen Jungen die Zeit und die Geduld dazu fehlt. „Eigentlich schade“, findet Obst. „Erstens macht es Spaß. Und eine Menge lernen können die Jugendlichen auch“. Etwa wie man per Smartphone Eisenbahnen steuert.