Mündelheim. .

„Ich beziehe zwar Rente, bin aber nie in den Ruhestand gegegangen.“ Auf diese Feststellung legt Karl Wulftange Wert. Der Ingenieur für Fertigungstechnik, zuletzt Vertriebschef für Zerspanungswerkzeuge, betreibt seit vier Jahren „Die Silberfüchse“, eine Plattform für Senior-Experten.

„Menschen nehmen Fachwissen und Kontakte mit in den Ruhestand“, sagt der 68-Jährige. Das Ende des Berufslebens empfinden viele nicht als Glück, ist seine Erfahrung. „Sie sacken total ab, weil die sozialen Kontakte fehlen. Nicht selten melden sie sich dann wieder bei ihren Firmen.“

Großkonzerne, sagt der Mündelheimer, „betreiben längst eigene Plattformen für ihre Seniorexperten“. Interessant sei das Fachwissen aber besonders auch für Kleinbetriebe und Mittelständler. „Da gibt es Bedarf bei Auftragsspitzen, Vertriebsprojekten, anstehenden Zertifizierungen“, so Wulftange. „Da ist dann Spezialwissen für einen begrenzten Zeitraum erforderlich. Aber es lohnt sich nicht, eigens einen Mitarbeiter einzustellen.“

Seine „Silberfüchse“ sieht er deshalb auch nicht als Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt. „Oft reicht ein Tag, eine Woche oder ein Monat. Und manchmal sind es Aufträge, für die jungen Menschen einfach die Erfahrung fehlt.“

Das „Silberfüchse“-Projekt habe er bisher „auf kleiner Flamme gekocht“, berichtet der Mündelheimer. „Aber das soll sich ändern.“ Ansehnlich ist bereits die Zahl der Experten, die ihre Dienste über die Plattform anbieten. Aktuell fast 200 aus allen Industriebereichen, „auch Lebensmittel, Pharmazie, sogar Kultur und auch Lehrer“, so Wulftange.

Auf Messen werben

Aktiv sind derzeit zehn „Silberfüchse“, eine steigerungsfähige Zahl. Die Resonanz bei den Unternehmen sei noch sehr stark abgängig von seinem eigenen Netzwerk, bedauert der Mündelheimer. Die Werbung in eigener Sache will er deshalb in nächster Zeit verstärken. Auf Messen wie der Maschinenausstellung in Hannover, der Kunststoff-Messe in Düsseldorf, bei der Industrie- und Handelskammer und in Fachzeitschriften will er die Unterstützung der Seniorenexperten anbieten.

So funktioniert es: Die Senior-Experten agieren als Selbstständige, „ein Gewerbeschein sollte sein, reicht aber aus“, erklärt Wulftange. Seine Plattform agiert lediglich als Vermittler, die Fachmann und Auftraggeber zusammenbringt. Der Experte zahlt eine Vermittlungsgebühr. Wulftange: „Die Höhe ist abhängig von Projekt, Salär und Dauer. Das ist verhandelbar.“ Vorgeschaltet ist für Bewerber ein persönliches Gespräch. Was treibt die Senior-Fachleute, weiter zu arbeiten? „Das Geld ist es ganz selten“, ist die Erfahrung des Mündelheimers, „für die meisten geht es darum, langsam in den Ruhestand zu gehen.“