Buchholz.
Angefangen hat alles stillschweigend am Keyboard. Matthias Reuter unterstützte den Duisburger Satiriker Raniero Spahn musikalisch bei einer Lesung in der Buchholzer Bezirksbibliothek. „Dabei ist der starke Drang entstanden, auch selbst das Wort zu ergreifen“, sagt Reuter. So war flugs die Idee für die beliebte Reihe „Kabarett für’n Hut“ geboren. Jetzt feierte er in der rappelvollen Bibliothek die 30. Auflage. Eingeladen hatte er gleich sechs Kollegen, die zusammen mit ihn eine fulminante Show ablieferten und das Publikum mühelos mitrissen.
„Beim ersten Mal, vor fünf Jahren bin ich noch im kleinen Saal vor 35 Personen aufgetreten“, erinnert sich der Kleinkünstler aus Oberhausen. Inzwischen strömen regelmäßig rund 100 Menschen in die Bücherei an der Sittardsberger Allee, wenn er einlädt. „Mein Ziel war es, dass Leute Kultur erleben, ohne was zu bezahlen. Ich weiß ja, wie pleite Oberhausen und Duisburg sind.“ Auch heute sind die Kabarettabende, zu denen Reuter erstklassige Kollegen aus der Region mitbringt, kostenfrei. Lediglich ein Hut geht jedes Mal vorm Schlussapplaus herum. Jeder kann dann reinwerfen, was er möchte.
Großer Publikumsansturm
Um dem großen Publikumsansturm jedoch Herr zu werden, geben Bibliotheksleiterin Özlem Yalinci und ihre Mitarbeiterinnen mittlerweile Eintrittskarten aus. „Es ist sehr erfreulich, dass es so gut ankommt“, sagt Reuter gut gelaunt bei Pizza und Keksen in der Auftrittspause. „Es geht ja darum, dass alle Spaß haben – beidseitig.“ Das sei aber seit fünf Jahren ungebrochen der Fall. Daher kämen Musiker und Kabarettisten auch immer wieder gerne nach Buchholz und müssten nicht lange gebeten werden.
„Ich habe immer die heimliche Angst, dass nur eine Pfandflasche im Hut landet oder ein Zettel: ‘Nächstes Mal nicht mehr’“, flachst er. Sein kabarettaffines Publikum aus Duisburg und der Region würde ihm das aber nicht antun. Daher hat er auch ein frühes Weihnachtsgeschenk für die Bibliothek-Fans: Im kommenden Jahr wird der Hut wieder fünf Mal kreisen, zudem sind zusätzliche Veranstaltungen angedacht, etwa Solo-Auftritte von Reuter oder Kollegen wie Benjamin Eisenberg.
Hätte er wiederum einen Wunsch frei, würde Reuter, der in Duisburg liebevoll „der kleine Elton John“ genannt wird, die Musiker-Legende Randy Newman in die Show holen. Es sei bisher daran gescheitert, „dass ich seine Telefonnummer nicht kenne“. Auch über die US-Folkmusiker John Prine und Arlo Guthrie würde er sich freuen. „Oder über Peter Maffay... als Kabarettisten.“ Bis zum nächsten Termin (30. Januar) genießt er aber erstmal seinen neuen Büchereiausweis.