Wanheimerort. .
Alte und Kranke, die nicht mehr ohne weiteres vor die Tür gehen können, sollen auch die Adventszeit genießen können. Aus diesem Vorsatz der Leitung des Awo-Seniorenzentrums in Wanheimerort erwuchs ein Weihnachtsbasar, den es seit fünf Jahren stets am Samstag vor Totensonntag im Foyer des Hauses gibt.
Damit möglichst viele der 104 Bewohner daran teilnehmen können, helfen schon am Nachmittag viele Ehrenamtliche, die Senioren herunter zu begleiten. Hier gibt es viele bunte Kleinigkeiten, Bilder, Schmuck, Dekoration, Genähtes und Gestricktes aber auch Waffeln, einige Sitzgelegenheiten und Musik. Im Foyer herrscht ein ungezwungenes Beisammensein, auf den Gesichtern der Rentner sieht man ein Lächeln.
Selbst die Bewohner, die es nicht mehr hinunter ins Foyer schaffen, erfahren ein wenig Weihnachtsstimmung. Ein Minnesänger geht von Etage zu Etage und spielt sowohl fröhliche, als auch nachdenkliche Lieder. Bei „Holladihi, Holladiho“ wird erst geklatscht, dann mitgesungen, bei „Greensleeves“ mitgesummt. Ein Herr bewegt im Takt seinen Rollstuhl leicht vor und zurück, einer Dame kullert hinter ihrer Brille eine Träne über die Wange.
Gutes tun in der Nähe
Jutta Muntoni, Leiterin im sozialen Dienst und Musiktherapeutin, stimmt spontan die zweite Stimme an. „Der Besuch vom Minnesänger ist kein Trara, sondern etwas, was Menschen erreicht“, sagt sie später.
Auf dem Basar im Erdgeschoss bieten 20 Aussteller Handgefertigtes an. Standmiete zahlen sie nicht. „Es geht darum, den Bewohnern zu zeigen, was für schöne Dinge es gibt. Das ist eine Win-Win-Situation“, so Muntoni. Die therapeutische Malgruppe der Bewohner hat das Jahr über kleine Dosen hergestellt, die zum Verkauf angeboten werden und die 16 Mieterinnen der „bärenstarken Flurallee“ singen zu Beginn des kleinen Weihnachtsmarktes.
Suzana Reicherts kam im vergangenen Jahr als Besucherin auf den Basar gekommen. Nun betreut sie einen eigenen Stand mit selbst gebastelter Dekoration. „Fernsehfrei“ nennt sie die Abende, an denen sie mit Bekannten bastelt. Die 43-Jährige, die in der Nähe lebt, spendet ihre Einnahmen dem Wohnbereich Demenz. „Es wird viel Gutes getan, aber ich habe den Eindruck, die Senioren werden immer vergessen“, sagt sie. „Ich fände es auch schön, wenn mich jemand eines Tages im Rollstuhl herumfahren würde und ich so etwas miterleben könnte.“Der Samstagnachmittag ist für sie „eine Kleinigkeit“: „Man macht so viel für andere, da kann man auch mal Gutes in der Umgebung tun.“