Buchholz. .

Roswitha Roth – eine Frau allein unter Männern. Die Gruppe heißt „Männer 55“. Was macht eine Frau in einer solchen Gruppe? „Das ,was ich besonders gut kann: Handarbeiten“, erwiderte Roswitha Roth prompt. Für den Weihnachtsbasar der Männer im Karl-Martin-Haus hat sie bereits 43 Schals und zig Paar Wollsocken fertig gestrickt.

„Zuerst wurde ich ja nur geduldet“, sagt die Buchholzerin. Sie ist über ihren verstorbenen Mann auf die Gruppe gestoßen und hat die Puppenwiegen und Himmelbetten, die Männer aus Holz schnitzen, mit Kissen und Volants ausgestattet. Das Holzspielzeug wurde dann auf dem jährlichen Weihnachtsbasar im Pfarrzentrum St. Judas Thaddäus verkauft.

Die Männer 55, das sind großteils die ehemaligen Beschäftigten der Hüttenwerke von Mannesmann und Thyssen, die 1987 in Vorruhestand geschickt wurden. Damals waren die meisten von ihnen 55 Jahre alt. Sie suchten eine Aufgabe, um ihre Freizeit auszufüllen, halfen in der Kirchengemeinde, kümmerten sich um die Grünanlagen und veranstalten seit 1989 einen Weihnachtsbasar. Anfangs gehörten über 30 Männer zur Gruppe, jetzt sind es noch 16, die meisten sind um die 80 Jahre alt.

Ursprünglich wollte man überhaupt keine Frauen dabei haben. „Es gab welche, die waren echt stur in dieser Beziehung“, sagt Johann Victorius, der Vorsitzende von Männer 55. Bevor Roswitha Roth beim Basar mitmischen durfte, wurde abgestimmt. Die begabte Handarbeiterin durfte bleiben. „Von den Männern kann schließlich niemand nähen oder stricken“, sagt Roth.

Also näht und strickt Roswitha Roth jährlich ab Mai zu Hause an der Kufsteiner Straße für den Basar. „Es macht mir Spaß und wenn ich konzentriert arbeite, schaffe ich einen Schal in drei Stunden.“ An den regelmäßigen Ausflügen der Gruppe nimmt die ehemalige Verkäuferin nicht teil. „Ich will mich nicht aufdrängen.“ Als sie ihre farbenfrohen Handarbeiten zeigte, bat sie ausdrücklich darum, auf jeden Fall auch die Arbeiten der Männer zu erwähnen. „Ich will mich nicht vordrängen, sonst ist nachher noch jemand beleidigt.“

Im letzten Jahr kamen beim Basar und beim Weihnachtsbaum-Verkauf 8500 Euro für soziale Zwecke zusammen – für die Gemeinde, fürs Kinderhospiz und für Demenzkranke. Auch das Café beim Weihnachtsbasar hat einiges eingebracht. Die 30 Kuchen haben übrigens weibliche Mitglieder der Gemeinde gebacken. Ganz ohne Frauen geht es eben doch nicht.