Essen. . Die Redaktion hatte im vergangenen Jahr beispielhaft eine Einwendung gegen die CO-Pipeline abgegeben. Wir wollten sehen, was aus dem Brief wird. Das passierte mit dem Schreiben.

Die Dame am Eingang der Grugahalle muss ein bisschen suchen. Dann findet sie unseren Namen unter 24 000 anderen Einwendern gegen die CO-Pipeline. Die Frau schaut genau auf den Personalausweis. Nur wer sich im Oktober 2012 schriftlich gegen das Projekt ausgesprochen hatte, darf jetzt auch am Erörterungstermin teilnehmen.

Der Brief war ein bisschen in Vergessenheit geraten. Wir haben von dem Schreiben nichts mehr gehört, seit wir es im November persönlich auf den Schreibtisch der Regierungspräsidentin in Düsseldorf gelegt hatten. Die Bezirksregierung hatte noch nicht einmal den Empfang bestätigt. Bei 24 000 Briefen und Unterschriften wäre das zu viel Arbeit gewesen. Jetzt dürften wir bei dem Erörterungstermin (siehe auch Rhein-Ruhr) sogar persönlich vor großem Publikum zu der Äußerung Stellung nehmen. Mal sehen.

Bayer trägt Kosten für Papierkram

Dass unser Name auf der Liste steht, zeigt, dass immerhin jemand im Laufe dieses Frühjahrs den Brief bearbeitet hat. Ein Verfahrenshelfer musste die Briefe ordnen, Adressen erfassen, nach Themen sortieren. Die Kosten für den Papierkram muss übrigens Bayer tragen.

Im Saal haben sich Vertreter der Bürgerinitiativen auf die Redner-Liste setzen lassen. Erich Hennen, der Duisburger ist bestens vorbereitet. Wobei das eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, wie er selbst sagt. Das Thema verfolgt ihn seit vielen Jahren. „Ich träume schon von Kohlenmonoxid.“

Wir entscheiden uns ziemlich schnell gegen eine Wortmeldung. Gegen die ausgewiesenen Experten auf Bürger- und Bayer-Seite könnten wir sowieso nicht ankommen. Außerdem werden wir uns als Zeitung davor hüten, tatsächlich Partei zu ergreifen. Wir hatten ja das Schreiben nur verfasst, um den Weg des Briefes zu verfolgen und zu dokumentieren.

Unser Brief ist in leicht veränderter Form aus mehreren Musterschreiben der Bürgerinitiativen entnommen.Gleich zu Beginn der Sitzung wird klar, dass einige Argumente völlig fehl am Platz sind. „Wir haben Todesangst“ ist so ein Satz, den eine Initiative geschrieben hatte. Solche Sorgen mag es geben. In der Grugahalle geht es aber nur um technische Anträge von Bayer.

Schutzmatte und Rohrmaterial

Mehr gefragt sind da Äußerungen zur Pipeline-Technik, zur Schutzmatte und zum Rohrmaterial, vielleicht auch noch zum fehlenden Sicherheitskonzept, das auch die Stadt Duisburg bemängelt. Einige Bürger tragen die Sätze aus dem Schreiben fast wortgleich vor. Ob sie die Argumente auch anerkennt, entscheidet die Bezirksregierung später.

Im erfolgreichsten Fall hat dann ein Bürger mit seinem Schreiben ein Großprojekt gestoppt – Wutbürgertum quasi, nur im geordneten Sinne. Im weniger erfolgreichen Fall war’s immerhin eine interessante Lehrstunde in Basisdemokratie. Und man durfte mal an einer nichtöffentlichen Sitzung teilnehmen. Hat ja auch was. Heute geht’s mit der Verhandlung weiter.