Großenbaum.

Sie lässt das Herz manches Motorradfans höher schlagen, die 1200er BMW-Enduro-Maschine, ein Geländemotorrad also, die vor dem Haus Lauenburger Allee 63 auf öffentlichem Parkstreifen abgestellt ist - seit etwa einem Jahr. Hausbewohner wie Johann Schauff finden es aber nur noch peinlich, dass Polizei und Ordnungsamt nicht in der Lage sind, das herrenlose Gefährt abzutransportieren. Sein früherer Besitzer lebt nämlich nicht mehr.

„Die BMW gehörte einem Herrn, der in der Nachbarschaft dafür eine Garage angemietet hatte“, berichtet Schauff. Als die Mietzahlungen ausblieben, schaffte der Vermieter die Maschine auf den Parkstreifen, um neu vermieten zu können.

Die Bewohner des Hauses wunderten sich anfangs nur, dass das prächtige Motorrad offenbar nie bewegt wurde. Im Frühjahr machten dann Gerüchte die Runde, der Besitzer sei verstorben. Er habe Schulden hinterlassen, weshalb das Erbe ausgeschlagen worden sei.

Auch Johann Schauff telefonierte in der Sache mit Polizei, Straßenverkehrs- und Ordnungsamt. „Es hieß“, berichtet er, „solange das Siegel der Stadt auf dem Nummernschild klebe, dürfe man nicht abschleppen.“ Mittlerweile ist der TÜV aber schon seit 14 Monaten abgelaufen. „Irgendwann“, fährt Schauff fort, „kam mal ein Herr vom Ordnungsamt und fuhr schulterzuckend wieder davon.“ Und die Polizei habe erklärt, solange damit nicht gefahren werde, mache sich niemand schuldig.

Am Freitag, 18. Oktober, traf Johann Schauff einen Kradfahrer der Polizei vor dem Haus an. „Der hat das Siegel abgekratzt“, sagt Schauff, hat das Motorrad also amtlich stillgelegt. Begründung: Ein im öffentlichen Raum abgestelltes Fahrzeug dürfe nicht auf einen Toten zugelassen sein.

Wer nun dachte, das Abschleppen sei nur noch eine Frage von Tagen, sah sich geirrt. Dabei hatten Schüler der benachbarten Christian-Zeller-Schule die BMW längst als Spielzeug entdeckt. Die Anwohner sorgten sich, die schwere Maschine könnte beim Herumlungern der Jugendlichen darauf umkippen. „Ich habe auch das dem Ordnungsamt gemeldet“, berichtet der Großenbaumer. „Ohne Reaktion“.

Am 21. oder 22. Oktober klebte schließlich laut Schauff ein weißer Zettel vom Ordnungsamt auf dem Nummernschild. Niemand brauche mehr anzurufen, hieß es darauf. Die BMW werde bald abgeschleppt.

Jetzt hatten die Anwohner wieder neue Hoffnung, dass der Stellplatz endlich frei werde. Aber, so Johann Schauff: „Am 25. Oktober war der weiße Zettel durch einen roten Zettel vom Ordnungsamt ersetzt. Darin wird der Halter aufgefordert, die BMW bin­nen vier Wochen zu entfernen.“ Und auf Nachfrage hieß es, die Nachbarn sollten jetzt Ruhe geben. Man kümmere sich darum. Irgendwann.

„Irrwitzig“, findet Schauff das Theater. „Muss es erst umfallen und jemanden verletzen?“, fragt er sich.