Rahm. .
Der Rucksack ist geschultert, der kleine Koffer mit wichtigen Dingen von Zuhause ist gepackt. Wie der große Bruder stapft Jonas (fast zwei) Richtung Kindergarten. Die Sachen kommen an den Haken, der Koffer darf mit in den Raum – aber noch viel wichtiger: die Mama auch.
Alles ist ungewohnt: die Umgebung, die Erzieherinnen, jede Menge fremder Kinder und unbekanntes Spielzeug. Für Jonas und Alessandro und all die anderen U3-Kinder, die in diesen Tagen in den Kindergarten kommen, beginnt ein entscheidender, neuer Lebens- abschnitt. Sie sind jetzt Kindergartenkinder.
Eltern sind passiver Begleiter
Damit die Umstellung nicht ganz so krass ausfällt, sind die Mamas in den ersten Tagen gemeinsam mit ihren Zwergen in der Kita, allerdings nur als passiver Begleiter. „Das ist gar nicht so einfach“, findet Jonas Mutter, denn ihr Sohn bringt ihr ständig irgendwelches Spielzeug vorbei. Auch wenn sich der kleine recht schnell von Mamas Rockzipfel gelöst hat und mit seinen Erzieherinnen und den anderen Kindern spielt, kommt er doch immer wieder an. „Zur Kontrolle, ob ich denn auch noch da bin. Er weiß ja schließlich, dass er eigentlich alleine hier spielen soll.“
Wie die meisten Einrichtungen arbeiten auch die Kindergärten St. Hubertus und „Die Gartenzwerge“ in Rahm nach dem sogenannten Berliner Modell – eine sanfte Eingewöhnung in den Kindergarten-Alltag. „Seitdem gibt es viel weniger Tränen“, sagt Leiterin Josefine Maragliano vom Kindergarten St. Hubertus.
Die schrittweise Eingewöhnung soll den Kindern unter drei Jahren genauso wie den Eltern den Abschied erleichtern. Statt sich mit schlechtem Gewissen aus dem Kindergarten zu schleichen, begleiten die „Berliner“ Mütter und Väter in der ersten Zeit ihr Kind in die Gruppe. Anschließend bleiben die Kleinen zunächst nur eine Stunde, später dann immer länger. „Jeden Tag ein bisschen weniger Mama. Das gibt beiden die nötige Sicherheit“, sagt Josefine Maragliano. Die Mütter – und auch die Väter, die die entsprechende Elternzeit nehmen – sehen, wie ihr Kind auf die neue Situation reagiert, sich den andern Kindern annähert, je nach Temperament ein bisschen schüchtern oder aber ganz neugierig.
Das Berliner Modell ist in erster Linie für U3-Kinder, also Kinder vor dem dritten Geburtstag, gedacht. „In der Eingewöhnungsphase ist es natürlich gut, wenn Mütter telefonisch erreichbar sind und notfalls kommen können“, so Josefine Maragliano. Das ist allerdings nicht immer möglich, die meisten Eltern geben die Kinder in die U3-Betreuung, weil sie selbst arbeiten gehen.
Auch die Kindergärtnerinnen im Kindergarten St. Hubertus müssen sich umstellen. Die U-3-Kinder sind in der normalen Gruppe integriert. Bei den Gartenzwergen gibt es eine separate Gruppe für die kleinsten Zwerge.
In der Eingewöhnungsphase arbeiten die Erzieherinnen unter Beobachtung manch‘ kritischer Mutter. Doch Josefine Maragliano empfindet die Kleinen als Bereicherung im Kindergarten-Alltag. „Wenn sie erst einmal Vertrauen zu einer Betreuerin gefasst haben, sind sie unheimlich anhänglich und zeigen ihre Sympathie ganz deutlich.“