Mündelheim. .

Josef Beerwerth führt uns zu seinem Lieblingsplatz, zu der Rundbank unter dem Zierapfelbaum, auf der Rückseite der Mündelheimer Kirche. „Hier gehe ich mit meinen Besuchern von außerhalb zuerst hin“, sagt der alte Herr. Denn hier könne man die ruhige, dörfliche Atmosphäre am besten spüren. Josef Beerwerth (86) muss es wissen, er kennt sich aus im Dorf. Schließlich hat er gerade zusammen mit Ernst Laurien den zweiten Band des Lesebuchs „Mündelheim, Heimat im großen Rheinbogen“ vorgelegt.

Dabei ist Josef Beerwerth ein Zugezogener. „Aber ich betrachte mich als Mündelheimer“. Wohl zu Recht. Der ehemalige Vorsitzende des Mündelheimer Bürgervereins kennt sich wohl besser in der Heimatgeschichte aus als die meisten, die hier geboren sind.

Über zehn Jahre haben die beiden Herren an dem Band gearbeitet. Josef Beerwerth hat die geschichtlichen Details zusammengetragen und handschriftlich notiert. Ernst Laurien hat sie in den Computer eingegeben. „Mein Sohn hat mir zwar auch mal einen Computer geschenkt, aber den rühre ich nicht an“, sagt der 86-Jährige. Sein Mitstreiter, Ernst Laurien, auch schon 82 Jahre alt, kennt sich dagegen bestens aus mit der modernen Technik. Er hat zuletzt bei Thyssen-Krupp mit Datenverarbeitung zu tun gehabt.

Beerwerth hat sich schon immer für Geschichte interessiert - so sehr, dass er dieses Fach studierte und später unterrichtete. Das sorgfältig recherchierte Heimatbuch geht sehr ins Detail. Es reicht bis zum 30-jährigen Krieg zurück, befasst sich ausgiebig mit dem 18.Jahrhundert, einer Zeit, in der Mündelheim mehrfach mit schwerem Rheinhochwasser zu kämpfen hatte.

In seinem Buch greift Josef Beerwerth auch solch bemerkenswerte Details wie das Pfingstbier - „ein Trost in schweren Zeiten“ - oder die Regelung bei Apfeldiebstahl auf.

Im 19. Jahrhundert gab es über 40 Bauernhöfe im Dorf, heute sind es noch sechs. Der größte, der Ellerhof, der zugleich Sitz des Bauernmeisters war, hat überdauert. Die Bauern mussten Schüppendienst leisten, also mit der Schaufel zum Beispiel Gräben ausheben. Dem Küster mussten sie Ge­treide abgeben. Denn das „Küsterkorn“ war Teil des Lohns.

Die Bauern wurden durch die Landesherren in den Pachtverträgen verpflichtet, in den flachen Uferbereichen Weiden anzupflanzen und damit das Ufer zu sichern sowie neues Land zu gewinnen. Das Ganze nannte man Possen. Ein Teil des Rheinbogens ist dem Fluss abgerungen.

Das Textmaterial schenkten die Heimatforscher dem Mündelheimer Bürgerverein zum 25-Jährigen. Der Verein verlegte das Buch, es ist für 23,50 € in einigen Mündelheimer Geschäften zu kaufen.