Neudorf..
Rainer Dorn ist empört. „Man kann kaum noch die Fenster aufmachen – vorneraus und hintenraus, überall nur Baulärm.“ Vor einem Jahr hat er die Wohnung an der Oststraße von seinen Eltern übernommen. Das dort bald gebaut wird, davon habe der Eigentümer, die Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Süd, nichts gesagt. Und: Sobald wird die Baustelle auch nicht verschwinden. Noch bis Herbst 2014 sollen an den Gebäuden Balkonen erneuert und die Fassade gedämmt werden. Zudem wird auch der Innenhof neu gestaltet und ein neues Müllkonzept umgesetzt. Insgesamt vier Millionen Euro investiert die Wohnungsgenossenschaft in diesem Gebäudekomplex.
7,50 Euro pro Monat gespart
Durch das Küchenfenster schimmert es grün. Um das Glas zu schützen, wurde Folie aufgetragen. Nun kann man nur noch schemenhaft erkennen, was draußen passiert. Seinen Kaffee trinken Rainer Dorn und seine Lebensgefährtin neuerdings lieber in einem Café. „Was ist denn das für eine Lebensqualität?“ An den anderen Häusern sind die Balkone schon zum Teil abgeschlagen. Dort, wo früher Wiese war, sind nun provisorische Straßen für Lkw angelegt. Es schallt ganz schön. „Dass die anderen Häuser saniert werden, ist ja in Ordnung, sie sind aus den 30er Jahren – aber unser Haus wurde erst 1985 gebaut. Warum brauchen wir da einen neuen Balkon?“ Auf WAZ-Nachfrage bestätigt Uwe Meyer, kaufmännischer Vorstand der Wohnungsgenossenschaft, dass auch in dem neueren Bau die Balkone wieder abmontiert werden. „Der Boden besteht aus einer Platte, die mit dem Haus verbunden ist. Dadurch können Wärmebrücken entstehen.“ Deshalb würden die neueren Balkon-Modelle nicht fest mit der Fassade verbunden. Insgesamt habe man vor der Frage gestanden, alle Bauarbeiten zu einer großen Maßnahme zusammenzufassen oder mit Pausen die Baustellen abzuarbeiten. Man habe sich für ein Gesamtprojekt entschieden. „Nicht jeder wird 18 Monate gleich belastet. Dass gleichzeitig vor dem Haus die Fernwärmeleitungen gelegt werden, ist ein unglücklicher Zufall“, so Meyer. Jan Rothe, der technische Vorstand der Genossenschaft fügt hinzu: „Wir wollen unsere Häuser zukunftsfähig machen. Die Mieter können durch die Wärmedämmung auch Heizkosten sparen.“
Rainer Dorn weiß von vielen anderen Nachbarn, die sich ebenfalls über den Lärm beklagen. Immerhin, einen kleinen Erfolg hat er schon erzielt: Die 7,50 Euro, die pro Monat für einen neuen Balkon fällig werden, muss er nicht zahlen – schließlich gab es in seiner Wohnung auch vorher einen Balkon.