Buchholz.

Im Vorleseraum der Bezirksbibliothek an der Sittardsberger Allee steht die Hitze. Und doch sind neun Kinder mit (Groß-)Eltern und Geschwistern gekommen, um von Sigrid Bogdanski zu erfahren, was es mit der Geschichte „Streng verboten!“ auf sich hat.

Die acht Mädchen liegen auf Kissen am Boden, das Kinn in die Hände gestützt, oder sitzen brav auf Stühlen. Die 52-jährige Vorlesepatin mit der Lesebrille auf der Nase ist vor ihnen in die Hocke gegangen, hält den Kindern das aufgeklappte Bilderbuch hin. Seite für Seite liest sie nicht einfach nur die knappen Texte vor. Vielmehr animiert sie die Kinder durch Verständnisfragen, mitzudenken und sich die Zusammenhänge einzuprägen.

Gordon, ein kleiner Junge, darf sich auf dem Schoß seines Vaters mit nach vorne setzen, obwohl eigentlich „Vorlesespaß extra für Mädchen“ angesagt ist. Aber die nehmen Bogdanskis Geschichte von dem Erpel, der den ganzen Teich mit Verbotsschildern umstellt und alle anderen Tiere vertreibt, zunächst kommentarlos hin. Nur Gordon mischt sich ein, diskutiert immer wieder das Gehörte.

Aber beim anschließenden Basteln macht der einzige Junge dann nicht mit. Das ist die Zeit, wo die Mädchen aufleben. Munter greifen sie zu Buntstift, Schere und Klebestift, malen zunächst Pappe mit den Umrissen des Erpels aus, von dem sie soeben gehört haben.

Der Großvater hilft mit

Sigrid Bogdanski hat die Vorarbeiten dafür gemacht. In der Bücherei hilft Opa beim Durchknipsen der Pappe mit der Lochzange, um die Achse für die Watschelbeine aus Kork durchzuführen. Dort unterstützt eine Mutter ihre Tochter dabei, ihm Kulleraugen aufzukleben.

Ein Mädchen verliert die Geduld. „Sigrid“ ruft sie, denn ihre Mutter muss sich immer wieder um die beiden kleineren Geschwister, Zwillinge im Krabbelalter, kümmern. Zwischendurch geht ein Karton mit bunten, flauschigen Federn um. Mit ihnen bekommt der Erpel am Ende den letzten Schliff.

Sigrid Bogdanski scheint die Hitze nichts anzuhaben. „Es macht Spaß“, berichtet sie begeistert. Seit 2007 ist sie ehrenamtliche Vorlesepatin in der Stadtbibliothek. Ihren Beruf als Bürokauffrau kann sie nicht mehr ausüben. „Ich habe für solche Dinge viele Jahre keine Zeit gehabt“, erzählt sie.

Irgendwie merkt man, dass in ihr eine Erzieherin verloren gegangen ist. „Das bringt mir doch viel“, sagt sie, „wenn die Kinder glücklich nach Hause gehen.“ Sigrid Bogdanski muss jetzt aufräumen, sich fürs nächste Mal eine neue Geschichte aussuchen und Bastelideen dafür entwickeln.