Wedau.

Der Modemuffel auf dem roten Mode-Laufteppich? Der mit dem hausgemachten Kurzhaar-Maschinen-Schnitt als Dressman? Warum nicht? Jede Erfahrung zählt im Leben. Und, das sei vorausgeschickt, es ist keine missliche. Also mache ich, der Introvertierte, der am liebsten in der letzten Reihe Platz nimmt und den stillen Beobachter gibt, mit bei der Modenschau der Süd-Redaktion im Freibad am Wolffsee.

Da ist zunächst Proben angesagt. Zweimal sogar. Und Coach Alexandra, die kesse junge Dame, macht ihren Job gut. „Kopf hoch, Brust raus, Bauch rein“, hören wir von ihr beim ersten Treffen. Das kommt mir bekannt vor: Die Oma ließ den Pubertierenden einst jahrelang nicht ohne diese freundliche Maßgabe aus dem Haus gehen. Bei Alexandra klingt das natürlich anders. Den ansonsten leicht gebeugten Gang hab’ ich mir damals vom Lieblingslehrer abgeguckt. Sie kritisiert den fehlenden Hüftschwung des Unsportlichen. Es erinnert mich an die Tanzschule. Alles über 30 Jahre her.

Zum Hahn im Korb angesichts so vieler netter Frauen in Überzahl reicht es indes nicht. Da laufen mir vier junge Männer, halb so alt wie ich und mit hantel-gestählten Oberkörpern, dann doch den Rang ab.

Alexandra gibt die Klamotten aus, um die es geht. Wir Männer tragen hauptsächlich T-Shirts. Ich bekomme eines mit dem Schriftzug „Heino“ über einem Totenkopf. Das erinnert mich an eine meiner ersten Single-Schallplatten um 1970 herum: „Bergvagabunden sind wir“. Heino-Fan bin ich aber nicht geworden.

Schließlich der Tag des Auftritts. Nervosität allerorten, auch wenn niemand sie zugibt. Ein Durcheinander in den Zelten, in denen sich alle umziehen. Alexandra ordnet noch einmal, wer was in welcher Reihenfolge trägt und hinter wem eingereiht ist. Langes Warten ist angesagt, wie immer, wenn man mit Frauen zu tun hat - man denke nur ans Shoppen. Diesmal liegt es aber am Haar-Styling und am Schminken. Zeit, in Gedanken abzutauchen oder das Gespräch mit Besuchern der Modenschau zu suchen. „Kleider machen Leute“, heißt es - wirklich bestechend, wie manche Dressfrau im Kleid aufblüht.

Je näher der Start rückt, desto mehr traut sich die Sonne hervor. Die Band stimmt sich am Strand ein. Eine Atmosphäre, so ähnlich wie bei den Beachpartys von James Last in den Siebzigern. Die kenn’ ich nur von der Plattenhülle. Aber die Musik hab’ ich im Kopf. Leider wird sie an diesem Tag nicht gespielt. Der Slowfox wäre der Rhythmus meiner Wahl. Aber die Musik vom Band bewirkt auch so, scheint es, dass mein Gang über den roten Teppich etwas lockerer ausfällt. Und der Applaus? Schön! Denn fürs Schreiben gibt es ihn ja nie.