Wanheim.

„Wer soll das bezahlen“, fragt Axel Heursch. Er hat ausgerechnet, dass allein hundert Lkw-Ladungen anfallen, wenn sein Gartenboden 60 Zentimeter tief ausgehoben würde. Insgesamt müssten 244 von rund 500 hoch bis sehr hoch belasteten Gärten saniert werden. Ob die von der Stadt beantragten Fördermittel fließen, entscheidet sich frühestens Ende des Jahres.

Heursch ist vor zehn Jahren in sein Elternhaus am Rheinufer zurückgekehrt. „Eine bewusste Entscheidung, natürlich weiß ich von den Altlasten der Industrie.“ Er zeigt alte Fotos vom Stahlwerk Rheinhausen auf der gegenüberliegenden Rheinseite. „Der Boden ist nicht nur durch die alte Zinkhütte belastetet. Was aus den Schornsteinen der Stahlwerke gepustet wurde, hat sich ja auch irgendwo abgesetzt“, so der Ingenieur.

Heute blickt der Rentner vom Wohnzimmerfenster auf die neue Rheinpromenade, beobachten die Schiffe, die vorüberziehen – schöner kann man eigentlich kaum wohnen. Eigentlich.

„Anfang der 50er haben wir Kartoffeln und Möhren aus dem Garten gegessen und wir leben immer noch“. Heursch baut schon lange kein Gemüse mehr an. „Nicht aus Sorge um die Gesundheit, sondern weil es einfach zu viel Arbeit ist.“ Sein Garten ähnelt einem Park mit Rasen, Teich und Bauminsel. Der Boden ist fast komplett bedeckt. Wenn Enkelin Valerie zu Besuch kommt, legt er eine Krabbeldecke aus, damit die Kleine nicht mit dem Rasen in Berührung kommt.

Viele Hausbesitzer fürchten um ihre jahrzehntelang gehegten Gärten und schrecken vor möglichen Kosten zurück. Familie Hess von der Heiligenbaumstraße meint gar, dass sie ihren Garten lieber plattieren würde als die Erde auszutauschen.

„Man kann es auch übertreiben“, sagt Christian Meybohm. Hinter seinem Dreifamilienhaus an der Wanheimer Straße 652 liegt eine grüne Oase, wie man sie von der Straßenseite aus nicht vermutet. Stockrosen, Hortensien, Glyzinien, am Ende des langen Grundstücks Pappeln, deren Blätter im Wind rascheln, rechts und links Nachbargärten. Selbst ein Kleinbagger käme gar nicht an das Grundstück heran. „Den müssten sie mit einem Kran rein hieven.“

Seine Familie sieht ganz andere Probleme. „Die GNS und die Lkw, die das Sona-Gelände ansteuern, belasten die Umwelt viel mehr“, meint Dorte Meybohn.

Und auch Theo Küpper vom Bürgerverein Wanheim hält die Reaktion für überzogen. Zudem fragt er, was denn mit den öffentlichen Grünflächen geschehe. Antworten gibt es hoffentlich auf der Infoveranstaltung der Stadt am 4. Juli.