Wanheimerort. .

Er ist der unumstrittene Star der Szene. Drei Tage lang, von Freitag bis Sonntag, haben die verschiedenen Marktschreier lautstark ihre Ware auf dem Michaelplatz angeboten. Doch gegen Wurst-Achim kommen sie alle nicht an. Der 53-Jährige ist auch in Wanheimerort der Liebling de Besucher. „Er ist bei unserem Wettbewerb mit Abstand zum besten Marktschreier gewählt worden“, sagt Organisator Joachim Borgschulze, dessen Vater Elmar die Marktschreier-Gilde 1970 in Berlin gegründet hat.

Wurst-Achim zieht aber auch alle Register. „Schinken, Baguette-Salami!“ Dann erhebt er die Stimme und das staunende Publikum bekommt eine Ahnung, warum der Mann als lautestes Lebewesen der Welt im Guinness-Buch der Rekorde steht: „Und komm, hier noch die spanische Salami dabei!“

Wurst-Achim flirtet mit den Damen (Mein zartes Reh, bleib doch stehen...“) und nimmt zwischendurch immer wieder die Marktschreier-Kollegen aufs Korn – gerne auch reimend: „Der Nudel-Micha ist mies gestimmt, weil keiner seine Nudeln nimmt.“ Und auch Aal-Axel bekommt sein Fett weg: „Der Aal schmeckt genauso wie der Verkäufer aussieht. Wenn ich so aussehen würde wie der Aal-Verkäufer, würde ich unter Tage arbeiten...“

Raue Stimme, rauer Charme. Die Sprüche des 53-Jährigen kommen an. Tüte um Tüte bringt er unters Volk. Auch bei Liselotte Miech (65) und Hainer Dechene (69) hat Wurst-Achim Erfolg. Die beiden sind extra aus Sterkrade angereist. „Wenn die Marktschreier in der Nähe sind, sind wir da. Der knallharte Humor gefällt uns. Und Preis-Leistung stimmen auch. Der Kofferraum ist schon fast voll.“

Heike Halmar aus Wanheimerort und Petra Milz aus Neudorf kommen etwas später zum Stand des 53-Jährigen und teilen sich eine Tüte. „Frikadellen, Leberwurst, Lachsschinken und Salami für 15 Euro. Das ist fair“, sagen die beiden zufriedenen Damen. Kurz zuvor hat Wurst-Achim lautstark kostenlose Salami ins Publikum fliegen lassen.

Er ist seit 25 Jahren dabei und weiß, was gefällt. Als plötzlich ein kleines Kind am Stand auftaucht, zeigt Wurst-Achim, dass er auch die leisen Töne beherrscht. Die Kleine macht ein herzzerreißend trauriges Gesicht. „Hast du gar kein Geld?“, fragt Wurst-Achim vorsichtig. Das Mädchen schüttelt mit dem Kopf. Der 53-Jährige reicht ihr neben einem Stück Salami einen Fünf-Euro-Schein. „Damit du Karussell fahren kannst“.

Wanheimerort ist begeistert.