Wedau.
Mannshoch wuchern Sträucher und Jungbäume unterhalb der Wedauer Brücke. Nur die darüber ragenden alten Rangiersignale deuten noch an, dass sich hier einmal ein Drehkreuz des Schienengüterverkehrs für das westliche Ruhrgebiet befand. Über 3000 Eisenbahner waren hier einmal beschäftigt. Und dafür musste eine erste Siedlung gebaut werden. 100 Jahre alt wird sie in diesem Jahr, die Gartenstadt Wedau.
Tatsächlich vollzog Wedau damals „nur“ den Wandel von der ländlichen Ortschaft zur städtischen Siedlung. Erster Siedler in dem ursprünglich dicht bewaldeten Gebiet war schon 1858 Peter Kentgen mit einer Schankwirtschaft am Kalkweg. Seit dem Mittelalter hatte der Kalkweg dazu gedient, Kalk aus dem Niederbergischen nach Duisburg zu transportieren.
Sumpfiges Waldgelände
1874 erreichten die Bahngleise der Strecke Lintorf - Speldorf Wedau. Wenige Kilometer weiter nördlich, in Hochfeld, boomten damals Bergbau und Industrie. Das Waldgebiet bot genug Platz, um Stichbahnen nach Rheinhausen, zum Duisburger Hauptbahnhof (1880) und in Richtung Oberhausen (1901) anzulegen. 1890 war hier ein kleiner Rangierbahnhof entstanden.
Als wenige Jahre später die Kapazitäten der Eisenbahn-Werkstätte und des Rangierbahnhofs in Speldorf ausgeschöpft waren, wurde eine große Planung für das sumpfige Waldgebiet der „Weddau“, wie es damals hieß, aufgelegt. Aus dem heutigen Masurensee stammten die Erdmassen, mit denen der Untergrund für den Bau eines großen Rangierbahnhofs (ab 1908) von sechs Kilometern Länge, einer bedeutenden Güterwagen-Werkstatt (ab 1911) sowie eines Lokomotiv- und Wagen-Depots (1914) mit später sogar zwei Drehscheiben trockengelegt wurde.
Die immer größer werdende Zahl der Beschäftigten konnte nicht länger von Speldorf herangefahren werden. Deshalb wurde 1913 der Beamtenwohnungsverein Duisburg eingeschaltet. Er wurde gebeten, für die Staatsbahn auf dem zur Nachbar-Bürgermeisterei Angermund gehörenden Gelände eine Eisenbahnersiedlung zu bauen. Der Verein errichtete bis 1924 im damals hochmodernen Stil der Gartenstadtsiedlung 663 Wohnungen mit dem Wedauer Markt als Mittelpunkt. Die Gartenstadt wurde 1925 dem Bauverein Wedau, einer Genossenschaft, zum Weiterbau übertragen. Der Bauverein wiederum ging 1941 in der staatlichen Eisenbahner-Wohnungsgesellschaft Ruhr-Niederrhein über. Und die legte nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderem noch die Neubausiedlungen Allensteiner Ring und Dirschauer Weg an. Erst 1962 erreichte das DB-Ausbesserungswerk Wedau mit allein 2325 Beschäftigten seinen Höchststand.