Süd. . Der Chemiekonzern will mit Gegnern der umstrittenen Kohlenmonoxid-Pipeline reden und beauftragt dazu ein Unternehmen. Das komme sieben Jahre zu spät, sagen die Gegner des Projekts.

Chemie-Konzern Bayer startet eine Charme-Offensive. Das Unternehmen will mit Bürgern und Institutionen über die umstrittene Kohlenmonoxid-Pipeline reden. Bayer hat bereits ein Kommunikationsunternehmen dafür beauftragt. Der Zeitpunkt ist ungewöhnlich. Alle Seiten hatten ihre Meinungen ausgetauscht. Aktuell geht’s um Urteile – ob Bayer die verlegte Leitung in Betrieb nehmen darf.

Bayer: Kein Rückzug aus Projekt

„Wir wollen emotionale Dinge auf eine rationale Ebene bringen“, sagt Bayer-Sprecher Jochen Klüner. Bislang hatte sich Bayer in der Öffentlichkeitsarbeit zu dem Projekt eher passiv verhalten, selten selbst die Öffentlichkeit gesucht. Einen völlig neuen Weg will Klüner nicht erkennen: „Wir haben immer einen intensiven Dialog mit allen Beteiligten geführt – mit Anwohnern, Behörden, der Politik und anderen gesellschaftlichen Vertretern.“

Was jetzt die Charme-Offensive wirklich bedeutet, ist noch offen. Das beauftragte Unternehmen Ifok soll in den kommenden Wochen „mit Akteuren in der Region Gespräche führen“. Angesprochen sind Anwohner, Bürgerinitiativen, Städte entlang der 67 Kilometer langen Pipeline-Trasse, Wirtschaft, Gewerkschaften und Politiker.

„Wir sind natürlich gesprächsbereit“, sagt Bürgerinitiativen-Sprecher Erich Hennen. „Aber das kommt von Bayer sieben Jahre zu spät. Es ist gesellschaftlich nicht akzeptabel, was Bayer gemacht hat. Da können sie noch so viele Offensiven starten.“

Ifok hat sich darauf spezialisiert, der Bevölkerung Großprojekte schmackhaft zu machen. Zu den Ifok-Kunden gehören Behörden und Ministerien, bis hin zum Kanzleramt. „Ifok bringt Menschen, Ideen und Ziele in Einklang“, heißt es auf der Unternehmenshomepage. Zu den Kosten will sich Klüner nicht äußern. „Eine Initiative kostet natürlich Geld. Aber das Wichtige ist der Dialog.“

Es sei ganz sicher kein Rückzug aus dem Projekt, sagt Bayer. „Wir diskutieren nicht über die Möglichkeit des Ausstiegs“, sagt Klüner. Er betont, dass Bayer – anders als von Gegnern behauptet – weiter Bedarf an Kohlenmonoxid in Uerdingen habe. „Wir brauchen es für 70 Prozent unserer Produkte. Und die Versorgungssicherheit unserer Betriebe mit Rohstoffen ist im engen Marktwettbewerb entscheidend.“

Erich Hennen vermutet ganz andere Gründe für die Bayer-Offensive: „Man muss sagen, dass fast die gesamte Industrie auf Bayer einschlägt.“ Wegen der Pannen in der Umsetzung des Projekts sei es schwieriger geworden, Großprojekte durchzusetzen. „Vielleicht wird ihnen etwas bange, weil im November die 24 000 Einwände behandelt werden.“