Großenbaum.

Hinter den Kulissen der Fliedner-Stiftung rumort es. In der Altenwohnanlage Großenbaum trat im vergangenen Sommer der Heimbeirat zurück. Anfang März folgte die Mitarbeiter-Vertretung. Die Mülheimer Stiftung gilt seit fast 170 Jahren als eine der regionalen Säulen in der Betreuung und Pflege von Alten, und Kranken. Am früheren Stammsitz Duisburg ist sie bis heute mit der Altenwohnanlage Großenbaum mit rund 150 Mitarbeitern vertreten.

Vor einer Woche nahm nun auch der Vorstandsvorsitzende Matthias Dargel, Pfarrer und Diplom-Ökonom, seinen Hut – angeblich, weil er Anfang 2014 in den Vorstand des noch größeren Christlichen Jugenddorfwerks wechselt. Er war nur 13 Monate bei Fliedner, hatte sich zuvor mit einem straffen Sanierungskurs bei der Kaiserswerther Diakonie Feinde geschaffen.

Abschied vom Beratungszentrum

Fliedner-Sprecherin Claudia Krusz­ka dementierte auch am Freitag, Dargels Rücktritt habe mit internen Querelen zu tun. Auslöser für die öffentliche Diskussion war Anfang April ein Vortrag von Dargels Vorgänger Dieter Hildemann, der die Stiftung 30 Jahre lang, bis 2011, geleitet hatte. Hildemann hatte den „Trend zur Ökonomisierung der Diakonie“ angeprangert. Mülheimer Mitarbeiter beklagten, bei Fliedner habe kaltes Technokratentum Einzug gehalten. Es wiege die Einsparung einer Glühbirne mehr als der menschliche Umgang miteinander. Einst hochmotivierte Mitarbeiter verließen die Stiftung.

In Großenbaum fiel auf, dass sich die Stiftung aus dem beliebten Begegnungs- und Beratungszentrum Zu den Wiesen 50 Ende Dezember zurückzog und niemand vom Vorstand zum Abschied kam. Da lag der Rücktritt des Heimbeirats schon lange zurück. Weder dessen frühere Mitglieder noch ehemalige Mitarbeiter-Vertreter wollen sich jetzt öffentlich dazu äußern. Mitarbeiter fürchten Konsequenzen.

Aus dem Umfeld des ehemaligen Heimbeirats verlautete, Sabine Hub­bertz-Josat, Leiterin in Großenbaum, habe das Haus ganz im Sinne Dargels wie einen Wirtschaftsbetrieb geführt und für humanitäre Anliegen kein Ohr. „Es ist keine Zusammenarbeit möglich gewesen“, heißt es. Es sei um Defizite bei der personellen Ausstattung, die Beschäftigung mit den Bewohnern und Hygiene gegangen. Hubbertz-Josat wie Dargel hätten die Anliegen ignoriert. Sabine Hubbertz-Josat bestätigte jetzt, dass sich keine Mitarbeiter für die Neuwahl der Vertretung zur Wahl gestellt hätten. Einen neuen Heimbeirat gibt es indessen. „Es hat regelmäßige Gespräche mit dem Beirat gegeben“, betont sie, führt den Rücktritt auf natürlichen Wechsel zurück. „Das passiert schon mal.“ Angesichts regelmäßiger Heim-Kontrollen könnten sich größere Defizite gar nicht einstellen. „Die Ökonomisierung kann ich so nicht bestätigen.“