Süd. . Gerwin Ruske (22) hat seine Partei Bündnis 90/Die Grünen verlassen. Der Abgeordnete aus der Bezirksvertretung Süd sympathisiert jetzt mit der Kleinpartei Ökologische Linke. Seinen Abgeordnetensitz will er weiter behalten. Der Kooperation aus SPD, Grünen und Linken droht jetzt Unruhe.

Seinen politischen Mitstreitern hat er seine Beweggründe in einem Brief erläutert. Die engsten Weggefährten hatte er im Gespräch vorgewarnt. Der grüne Bezirksvertreter Gerwin Ruske (22) erklärte am Freitagnachmittag überraschend seinen Austritt aus der Partei. Er könne sich nicht mehr mit den Positionen der Grünen anfreunden.

Gegen Leiharbeit und Hartz IV

„In meiner Wahrnehmung rutschen die Grünen immer weiter auf die bürgerliche Seite“, sagt Ruske. Die Öko-Partei setze sich aus seiner Sicht nicht ausreichend für die benachteiligten der Gesellschaft ein. Er stelle sich ausdrücklich gegen Leiharbeit und die Hartz-IV-Gesetze. Das mehrgliedrige Schulsystem benachteilige Sozialschwache. „Es ist schade, dass diese Menschen aussortiert werden.“ Ruske hatte immer wieder seine Kindheit im Heim öffentlich thematisiert.

In der Bezirksvertetung kündigt sich Ärger an: Ruske will den Abgeordneten-Sitz behalten. Damit gerät die knappe Einstimmen-Mehrheit der Kooperation von SPD, Grünen und Linken im Stadtteilparlament theoretisch ins Wanken. Ruske verspricht aber, auch künftig mit dem Bündnis zu stimmen. „Die Kooperation bleibt bestehen. Es wäre kontraproduktiv, wenn ich CDU und FDP das Feld überlasse.“

Ruske ist bereits der zweite Bezirksvertreter innerhalb weniger Wochen, der Unruhe in die Kooperation bringt. Linkspartei-Mann Mirze Edis hatte jüngst im Gespräch mit der Redaktion erklärt, nicht mehr nur Erfüllungsgehilfe für die Kooperation sein zu wollen.

Bei Trittin auf taube Ohren gestoßen

In einem Jahr sei sowieso für ihn Schluss mit der Arbeit in der Bezirksvertretung, sagt Ruske. Dann wolle er ein Theologiestudium aufnehmen. Der 22-Jährige hatte sich schon länger im Duisburger Süden kirchlich engagiert.

Für den angehenden Erzieher ist damit nach acht Jahren Schluss mit Grün. Mit 14 war er in die Partei eingetreten. Jetzt hat er ein Auge auf eine eher unbekannte politiasche Gruppe geworfen. „Ich sympathisiere mit den Ökologischen Linken“, sagt Ruske. Die Kleinpartei wurde 1991 von der ehemaligen Grünen-Sprecherin Jutta Ditfurth mitbegründet. Ditfurth trat aus Protest gegen den erstarkten Realo-Flügel innerhalb der Partei bei den Grünen aus.

Ruske betont, dass es absolut keine persönlichen Auseinandersetzungen innerhalb der Partei und des Bündnisses gegeben habe, die zum Austritt führen. „Mit den Menschen verstehe ich mich gut.“ Er teile alleine die landes- und bundespolitischen Positionen der Grünen nicht mehr. Auf einem Bundesparteitag habe er noch versucht, dem Vorsitzenden der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Jürgen Trittin, seine Positionen näher zu bringen, sagt Ruske. „Ich bin auf taube Ohren gestoßen.“