Serm. . Eine britische Fliegerbombe mit einem Säurezünder musste nach der Entdeckung neben einem Reiterhof in Duisburg-Serm sofort entschärft werden. 45 Menschen und 45 Pferde mussten ihr Zuhause verlassen. Kampfmittelbeseitiger Peter Giesecke leistete wieder ganze Arbeit.

Eigentlich hatte der Kampfmittelbeseitigungsdienst nur nachschauen wollen, ob da wirklich eine Bombe unter einer Wiese neben dem Bengerhof im Boden liegt. Dann muss plötzlich alles ganz schnell gehen. Der Bombenverdacht bestätigt sich. Weil in der britischen Fünf-Zentner-Fliegerbombe ein unberechenbarer Säurezünder verbaut ist, entscheidet Kampfmittelräumer Peter Giesecke gegen 14.30 Uhr: Sofort entschärfen!

Innerhalb weniger Minuten wird es auf dem Hof sehr hektisch. Pferdebesitzer rauschen mit Geländewagen heran. Anhänger rollen vor. „Das Wohl der Pferde geht für viele Besitzer über alles“, sagt Hofbesitzer Hans-Peter Benger. 45 Pferde müssen die Gefahrenzone verlassen. Benger hat die Besitzer alle abtelefoniert. Er war vorbereitet. „Eigentlich sollte nächste Woche entschärft werden, falls sich der Verdacht bestätigt“, sagt Benger, der immer noch nicht glauben kann, dass wirklich eine Bombe unter seiner Wiese liegt. „Meine Oma hat immer gesagt, dass hier nur kleines Zeug runtergekommen ist.“

Angst um das Ersparte

Die Pferde werden zu Nachbarhöfen gebracht. Einige Besitzer karren die Anhänger auf den Kasselle-Pitter-Platz. Stute Aranca von Christina Hames und Wallach Diavolo von Christina Nagat kommen auf den Hof Holtum. „Mein Pferd wäre das erste, wenn es kracht“ sagt Christina Hames. Also: Weg von der Bombe! Die Pferde dürfen in Holtum entspannt ein paar Runden auf der Wiese drehen.

Die Räumung des Stalls klappt schneller als erwartet. Mittlerweile ist das Ordnungsamt mit großer Mannschaft ausgeschwärmt. Nicht nur 45 Pferde, sondern auch genausoviele Anwohner müssen ihr Zuhause verlassen. Renate Mehl, die direkt gegenüber vom Hof wohnt, geht mit ungutem Gefühl. „Ich mache mir Sorgen“, sagt die 74-Jährige und schaut aufs Haus. „Wir haben uns das zusammengespart.“ Mehl hat die wichtigsten Dinge zusammengepackt, läuft zu Bekannten außerhalb der Evakuieru

ngszone.

Der Mann mit der wichtigsten Aufgabe steht währenddessen noch ruhig vor dem knapp vier Meter tiefen Loch. Peter Giesecke, der schon viele Duisburger Bomben unschädlich gemacht hat, hat es diesmal mit einem Säurezünder zu tun. Die Angreifer konnten vor dem Abwerfen einen Zeitraum zwischen sechs und 144 Stunden voreinstellen. Die Bombe explodierte dann nicht beim Aufschlagen, sondern erst mit dieser Verzögerung. Dadurch sollten noch mehr Menschen sterben oder verletzt werden. Die Bombe hat sogar eine Ausbausperre. Hätte jemand versucht, den Zünder herauszuschrauben, wäre sie explodiert.

Die Kampfmittelräumer müssen davon ausgehen, dass der Mechanismus beim Freilegen ausgelöst wurde und schlechtestenfalls nur sechs Stunden bleiben. Deshalb muss alles schnell gehen. Gegen 18 Uhr gibt das Ordnungsamt grünes Licht. Alles ist geräumt. Nur zwei Anwohner sind in den Aufenthaltsraum ins Mündelheimer Gemeindezentrum gegangen. Dort treffen sie auf ein Vielfaches an Betreuern.

Peter Giesecke macht sich an die Arbeit, dreht mit einer Winde am Zünder. Wie er genau entschärft, verrät er nicht. Soll ja nicht jeder nachmachen. 18.29 Uhr gibt’s Entwarnung. Alles ging glatt. Peter Giesecke zeigt den Zünder mit dem Produktionsdatum August 1944. Er war auf sechs Stunden eingestellt. Der Mechanismus hatte ausgelöst. Ob es wirklich zu einer Explosion gekommen wäre, ist reine Spekulation. „Wichtig ist, dass das Ding keinen Schaden mehr anrichtet“, sagt er. Im Hintergrund rauschen wieder die Pferde-Anhänger heran. Hans-Peter Benger ist beruhigt: „Jetzt kehrt wieder Ruhe ein.“

Bombe mit Säurezünder in Serm gefunden

Bild: Stephan Glagla
Bild: Stephan Glagla © STEPHAN GLAGLA
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