Bissingheim. . Der SPD Vorschlag, die Mülleimer auf dem Dorfplatz in Bissingheim abzubauen, kommt bei vielen Lesern schlecht an. Im politischen Raum findet die SPD durchaus Unterstützer. Die Sozialdemokraten glauben, dass ihre Idee umsetzbar ist. Wo kein Eimer, da kein Müll.
Die Mülleimer auf dem Bissingheimer Dorfplatz sollen weg. Das fordert die SPD. Für ihre Begründung ernten die Sozialdemokraten, nachdem die WAZ darüber berichtete, viel Spott. Wenn keine Mülleimer mehr stehen, werde auch keiner mehr etwas daneben werfen, schlussfolgerten die Genossen. Zu kurz gedacht, glauben viele Leser.
„Regelmäßig leeren“, schlägt der Bürgervereins-Vorsitzende Wolfgang Gebhard vor. Er sei zwar grundsätzlich dafür, alle Mülleinmer abzubauen, damit jeder seinen Müll mit nach Hause nehme. Aber das sei wohl nicht realistisch.
Wirtschaftsbetriebe zurückhaltend
„Eine Schnapsidee“ sei der Vorschlag, sagt Leserin Traudl Schmitz. „Wir kämpfen seit Jahren darum, Mülleimer aufzustellen. „Und jetzt macht ausgerechnet die SPD das kaputt. Sammeln die den Müll dann auf dem Dorfplatz auf?“ Viele Leser meldeten sich gestern in der Redaktion. Die Genossen sollten „den Verstand einschalten“ und die „Augen öffnen“, rät ein Leser in einem Kommentar auf der Internetseite der WAZ (www.waz.de/du-sued).
Auf offizieller Seite ist man da viel zurückhaltender. Die Wirtschaftsbetriebe – seit Jahren stets bemüht, neue Wegwerfkonzepte zu entwickeln – wollen zum Vorschlag noch keine Position beziehen. Es soll eine gemeinsame Runde von Stadtverwaltung und SPD geben. „Wir treffen uns mit denen und schauen dann weiter“, sagt Wirtschaftsbetriebe-Sprecher Volker Lange.
Die Grünen stufen den Vorstoß ihres Kooperationspartners als „in der Tat sehr ungewöhnlich“ ein: „Der Mülleimer wird ja benutzt“, sagt Lütfiye Dogan. „Normalerweise müsste man den Ball an die Stadt zurückspielen und fordern, dass die Mülleimer häufiger geleert werden.“ Sie lasse sich aber gerne überzeugen, dass hinter dem Antrag wirklich ein kluger Gedanke stecke. Die Grünen wollen heute Abend entscheiden, wie sie in der Bezirksvertretung am Donnerstag entscheiden. Grundsätzlich gelte: „So ein Antrag muss Sinn machen.“
Die CDU-Fraktionsvorsitzende Brigitte Weber kann sich durchaus vorstellen, dem SPD-Antrag zuzustimmen. Es sei ja nicht schlecht, die Auswirkungen mal zu prüfen. Die Fraktionslinie der CDU werde aber noch bei einer internen Sitzung abgestimmt. „Wir haben das noch nicht beraten“, sagt Weber.
Auch FDP-Mann Horst Wegner weiß noch nicht, wie er abstimmen wird. Er stört sich vor allem an einer Formulierung im SPD-Antrag. Darin heißt es „Es ist erwiesen, dass fehlende Mülleimer scheinbar einen positiven psychologischen Effekt auf die Einwohner haben.“ Das Wort scheinbar bedeute doch, dass es „nur so wirkt, aber nicht so ist“, sagt Wegner. Von sprachlichen Spitzfindigkeiten abgesehen: „So ganz begeistert bin ich noch nicht.“
Den Vorschlag, die Mülleimer einfach mal zu leeren, kann der SPD-Fraktionsvorsitzende Hartmut Ploum nicht nachvollziehen. „Die Mülleimer laufen nicht über“, sagt er. Es sei einfach ein Problem, dass sich rund um die Mülleimer eine Dreckecke gebildet habe. Gerade im Bereich der Bushaltestellen auf dem Bissingheimer Dorfplatz ist es besonders schlimm. Das bestätigen viele Bissingheimer.
Auch fraktionsintern habe die SPD lange über den Vorschlag diskutiert. Letztlich habe man sich aber von der Bissingheimer Bezirksvertreterin Beate Lieske überzeugen lassen, die mit außerordentlich positiven Erfahrungen aus anderen Städten warb, in denen die Idee per Studie untersucht worden sein soll.
Betonung liegt auf Versuch
Ploum betont, dass es wirklich nur ein Versuch sein soll, die Papierkörbe abzuschaffen. „Wenn es schlimmer wird, muss man sie wieder dran schrauben.