Hüttenheim. . Nach fünf Jahrzehnten ist für sie Schluss mit Stahl: Die Hüttenwerke Krupp Mannesmann schickten jetzt 150 Mitarbeiter in den Ruhestand.

Einmal Hüttenmensch, immer Hüttenmensch – Elisabeth Hendrichs weiß, wovon sie spricht: 1961 hat die 65-Jährige ihre Lehre als Bürogehilfin bei den Mannesmann-Röhrenwerken begonnen; hat dort als Buchhalterin Stahlkrisen, den großen Tarifstreik im Winter 1978 oder den Zusammenschluss der Stahl-Standorte in Hüttenheim und Rheinhausen zum Hüttenwerk Krupp Mannesmann (HKM) miterlebt. Jetzt wurde sie mit 149 anderen Mitarbeitern in den Ruhestand verabschiedet – nach 51 Jahren im Betrieb.

Stempeln auf glühenden Blechen

Ein Leben lang im Dienste des Stahls, das sei bei HKM keine Seltenheit, betont Sprecherin Karin Aust. Auch heute gebe es kaum Fluktuation bei jüngeren Mitarbeitern. „Ich glaube, dass viele Auszubildende auch aktuell nach ihrer Lehre lange bei HKM bleiben.“ Gut 3000 Mitarbeiter arbeiten derzeit in dem Hüttenheimer Werk, darunter nicht nur Stahlarbeiter: „Ob Controlling, Einkauf oder Software, wir vereinen viele Branchen unter einem Dach“, sagt Aust.

„HKM ist wie ein kleines Städtchen“, sagt Klaus Rönsch, „der Betrieb muss rund laufen.“ Seine Ausbildung bei dem Duisburger Hüttenwerk liegt 42 Jahre zurück. 1971 hat der 60-Jährige dort als Maschinenschlosser angefangen, später im Stahlbau und in der Rohrschlosserei gearbeitet. 1996 wird er Mitglied des Arbeitssicherheitsausschusses des Betriebsrates, dem er bis zuletzt mit Stolz angehört. „Von der Arbeitskleidung bis zum Gesundheitsschutz, wir haben viele Verbesserungen durchgebracht.“

Arbeitssicherheit, für Rönsch mehr als nur ein Wort. Wie aus heißem Eisen Stahl wird, hat er selbst im Schmelzbetrieb mitverfolgt. Dort habe er „die Mannschaft betreut, die direkt in der Hitze arbeitet“, erzählt er.

Herbert Brauweiler hat in 51 Dienstjahren auch „gefährlichere“ Zeiten miterlebt: Als Laufjunge hat er 1961 im alten Blechwalzwerk angefangen. Später habe er als Stempeljunge auf glühenden Blechen gehockt und die Qualitätsgütesiegel in den Stahl gedrückt, erinnert sich der 65-Jährige. Holzschuhe sollten vor der Hitze schützen. „Wie viele Unfälle es damals gab? Das möchten Sie nicht wissen!“

Viel habe sich seither geändert – Mitarbeiter kommen, andere gehen. Doch: „150 Verabschiedungen auf einmal, das ist ein demografisch bedingter Höhepunkt“, sagt Karin Aust. „Wir haben aber personell gut vorgeplant und müssen nicht 150 Löcher stopfen.“

Von Nachwuchssorgen sei bei HKM keine Rede: „Wir kriegen viele Bewerbungen.“ Auszubildende werden aber immer gesucht – egal, ob Industriekauffrau oder -mechaniker, Informatiker oder Werkfeuerwehrleute. Übernahmechancen? Sehr gut, verspricht Aust: „Wir übernehmen eigentlich alle.“