Mündelheim..
Der Schock sitzt nicht nur bei Apothekerin Felicitas Neugebauer tief. „Viele unserer Kunden fühlen sich im Stich gelassen“, sagt die 28-Jährige. Im 4000-Einwohner-Stadtteil hat sich längst herumgesprochen, dass die einzige Ärztin, Dr. Andrea Roschlau, ihre Praxisräume im Ort im nächsten Jahr schließt und nach Hüttenheim verlagert. Mündelheim hätte somit vorerst keine unmittelbare medizinische Versorgung mehr.
Verunsicherung in Mündelheim
Im Dorf ist die ungewisse Zukunft der Arztpraxis an der Straße Am Seltenreich das beherrschende Gesprächsthema. „Wenn wir keinen Arzt mehr hier hätten, wäre das ein ganz großer Käse“, meint etwa Niklas Haferkamp. Der Mündelheimer macht sich vor allem um die älteren Mitmenschen Sorgen. Seiner Auffassung könnte es für sie problematisch werden, wenn sie in den nächsten Bus steigen müssten, um zum Arzt zu gelangen.
In der Apotheke und in einigen weiteren Geschäften liegen Unterschriftenlisten aus, auf denen sich die Mündelheimer für den Erhalt einer Arztpraxis in den angestammten Räumen stark machen. „300 Unterschriften sind innerhalb von vier Tagen schon zusammengekommen“, sagt Felicitas Neugebauer. Sie will kämpfen. Als die 28-Jährige vor rund drei Jahren das Geschäft von ihrem Vorgänger Lothar Anker übernommen hatte, war noch nicht abzusehen, dass in ihrer Nachbarschaft die medizinische Versorgung gekappt würde. „Das war ein Schock“, sagt die junge Pharmazeutin.
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Dass der Fortbestand ihrer Apotheke auch von der Nähe zu einer Arztpraxis abhängig ist, daraus macht Neugebauer keinen Hehl. Und genau dies ist die größte Sorge. Denn die Suche nach einem Nachfolger für die Praxisräume könnte sich schwieriger gestalten, als vermutet. Weil Dr. Roschlau ihren Sitz in Duisburg verlagert, kann kein kassenärztlicher Mediziner in Mündelheim die Nachfolge von Dr. Roschlau antreten. Das wirft in Mündelheim auch die Frage nach dem Fortbestehen der Arzneimittelversorgung auf. „Ist die Zukunft der Sebastianus-Apotheke gefährdet?“, wollten viele Kunden von der Apothekerin wissen. Ihre Antwort hängt mittlerweile in Großbuchstaben an der Schaufensterfront. „Wir bleiben“, heißt es dort in den großen Lettern.
Felicitas Neugebauer setzt auf die Anwerbung eines Arztes. „Vielleicht möchte jemand aus einem anderen Teil von Duisburg sich ja verändern“, meint sie. Sollte dies nicht gelingen, will die Apothekerin sich für die Schaffung einer Planstelle bei der Kassenärztlichen Vereinigung stark machen. Sie weiß: Das kann dauern und eine Durststrecke könnte bevorstehen.