Ungelsheim. .

Zuerst verschwand die Zypresse vorm Gemeindezentrum. Irgend jemand riss sie in einer Nacht- und Nebelaktion aus dem Blumenkübel heraus. Dann wurde nebenan vorm Kindergarten die blaue Tonne geklaut. Das Altpapier kippte man auf den Boden. Vor ein paar Tagen verwüsteten Unbekannte Gräber auf Friedhöfen im Süden (wir berichteten).

Rainer Kaspers, Pfarrer der Auferstehungsgemeinde, ist entsetzt über diesen Vandalismus. Er hat eine Diskussion über Werte in un­serer Gesellschaft entfacht. Sowohl auf Facebook als auch im realen Leben reden Menschen darüber. „Egal, wo ich hinkomme, ich werde auf diese Vorfälle angesprochen“, sagt der Pfarrer.

„In einem Land, wo Diebe selbst vor Friedhöfen nicht halt machen und der Respekt vor dem Eigentum anderer immer mehr schwindet, braucht es eine Diskussion über Werte, die uns in unserer Gesellschaft verbinden“, so Kaspers.

Der finanzielle Schaden ist gering, das 1,20 Meter große Ziergewächs kostet 50 Euro. Es geht vielmehr um ideelle Werte. „Gemeindemitglieder haben Kübel bepflanzt, um die Welt ein bisschen schöner zu gestalten. Und das wird von einigen Menschen nicht respektiert.“ Kaspers ist enttäuscht, dass „man nicht auf die Rechte des anderen achtet, sondern sich einfach nimmt, was man haben will“.

Der Ungelsheimer hat Erdspuren bis zum Straßenrand verfolgt. Er vermutet, dass die Zypresse in einen Kofferraum verladen wurde und jetzt irgendwo anders wächst.

Sowohl im Internet als auch in persönlichen Gesprächen reagieren Gemeindemitglieder mit Empörung. „Menschen erzählen mir, dass auch ihnen schon Blumenkübel und ähnliches gestohlen wurden. Er betont: „Diese Vorfälle dürfen aber auf keinen Fall zu einer Blockwart-Mentalität führen“.

Die Gemeinde werde sich jedenfalls nicht davon abhalten lassen, den Eingangsbereich weihnachtlich zu schmücken - auch auf das Risiko hin, dass Diebe die Lichterketten klauen. Kaspers: „Wenn wir nichts mehr herausstellen, würden wir diesen Leute mehr Macht einräumen, als ihnen zusteht“.

Die Papiertonne des Kindergartens ist übrigens wieder da. „Die hat jemand drei Tage später in einer Seitenstraße entdeckt“, erzählt der Pfarrer. Dass die Zypresse auch wieder auftaucht, glaubt der Kirchenmann allerdings nicht .