Huckingen. .
Am liebsten schraubt Marc Bumann (25) an Zweirädern rum. Schule findet der angehende Fahrradmonteur vergleichsweise anstrengend, wenn auch nicht körperlich. Dennoch ließ sich der junge Mann aus Marxloh zum Schülersprecher des Bertolt-Brecht-Berufskollegs wählen. Als solcher hat Bumann einen schweren Stand.
Er soll 2100 Schüler mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Interessen vertreten: die Teilzeitschüler, die parallel zu ihrer Ausbildung nur zwei Tage die Woche die Schule besuchen. Dazu die Vollzeit-Schüler, die am Berufskolleg ihre Mittlere Reife oder ihr (Fach-)Abitur ablegen. Doch Marc Bumann hat sich vorgenommen, nicht nur auf dem Papier Schülersprecher zu sein.
Seine Feuertaufe hat er vor zwei Wochen in der Schulkonferenz absolviert. „Ich war ganz schön aufgeregt“. Sich als Schüler vor Lehrern und Eltern zu äußern, ist ihm nicht leicht gefallen. Er hat es trotzdem gewagt.
Sein erster Antrag: Trinken während des Unterrichts. „Es ist manchmal unheimlich stickig in den Klassenräumen. Deshalb wollen wir anfragen, ob man das Trinkverbot während des Unterrichts nicht lockern kann“. Die Lehrerschaft hat ihm zugesichert, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Er ist mit dem Ziel angetreten, den „Alltag der Schüler angenehmer zu gestalten“. Für seine Klasse hat er erreicht, dass eine Klimaanlage eingebaut wurde. „Im Klassenraum gibt’s nämlich keine Fenster. Dort war früher eine Werkstatt.“
Die Dinge, die ein Schülersprecher wissen muss, hat ihm Michelle Benz, seine Vorgängerin im Amt, verraten. „Man muss auf jeden Fall forsch auftreten. Sonst wird man nicht wahrgenommen“.
Ein neuer Online-Auftritt und Werbeaktionen sollen auf die Schülervertretung aufmerksam machen. „Oft hört man, wie auf dem Schulhof etwas gemunkelt wird. Wenn’s dann darum geht, aktiv zu werden, ziehen sich die meisten Schüler allerdings zurück.“
Nach Problemen gefragt, nennt der Schülersprecher den Fachlehrermangel, vor allem im Elektrobereich. Die Elektroingenieure, die jahrelang gerne in Berufsschulen gearbeitet haben, werden mittlerweile von der Wirtschaft umworben. An der Ausstattung der Lehrwerkstätten gibt’s dagegen nichts zu meckern. „Die ist top.“ Fahrzeuge und Zweiräder, die auseinander genommen und wieder zusammen gebaut werden, sind zum Teil von den Betrieben gesponsert.
Sogar bei der Lehrerauswahl darf die Schülervertretung am Berufskolleg ein Wort mitreden. Was macht denn einen guten Lehrer aus? „Er muss ein Ohr für die Schüler haben. Und darf sich nicht so leicht provozieren lassen. Außerdem sollte er locker sein, aber trotzdem Autorität ausstrahlen.“